Wie kommt eigentlich neues Geld auf den Markt?

Wie kommt eigentlich neues Geld auf den Markt? 

Sowohl auf dem nationalen Markt als auch auf dem Weltmarkt wird ständig frisches Geld benötigt. Die Zentralbanken schaffen dieses neue Geld. Das jedenfalls glauben sehr viele. Tatsächlich geben die Zentralbanken aber nur neues Bargeld heraus.

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Über 80 Prozent entsteht als Giralgeld, initiiert von den Banken.

Aber was heißt das genau?

Hier die Antwort auf die Frage:
Wie kommt eigentlich neues Geld auf den Markt?:
 

Wie frisches Bargeld auf den Markt kommt

Das Schaffen von Bargeld fällt in den Zuständigkeitsbereich des Gesetzgebers. Dem Staat obliegt das Recht, Münzen zu prägen, während die nationale Zentralbank die Geldscheine druckt und in Umlauf bringt. In Deutschland ist die Deutsche Bundesbank die Zentralbank. Die privaten Geschäftsbanken kaufen der Bundesbank die Münzen und die Geldscheine ab.

Der Preis für das Bargeld richtet sich nach dem Wert, der auf den Münzen aufgeprägt und auf den Geldscheinen aufgedruckt ist. Jede Geschäftsbank verfügt über ein Konto bei der Zentralbank. Über dieses Zentralbankkonto bezahlt eine Geschäftsbank das eingekaufte Bargeld mit Zentralbankgeld. Das Bargeld selbst liefert dann ein Geldtransportunternehmen an die Geschäftsbank aus.

An dem Handel mit dem Bargeld verdienen sowohl der Staat als auch die Bundesbank. Bei Münzen ergibt sich der Gewinn aus der Differenz zwischen den sehr geringen Herstellungskosten und dem Nominalwert, also dem Wert, der auf die Münzen aufgeprägt ist.

Dieser Gewinn heißt Seigniorage, Schlagschatz oder Schlagsatz. Wenn die Bundesbank die Münzen übernimmt, um sie an die Geschäftsbanken weiterzuverkaufen, zahlt die Bundesbank den Münzgewinn an den Finanzminister aus. Rein theoretisch erzielt auch die Bundesbank einen Gewinn durch die Differenz zwischen den Herstellungskosten und dem Nominalwert.

Da die Menge an Bargeld, die die Bundesbank den Geschäftsbanken verkauft, aber mit der Menge an Bargeld, die sie ihnen auch wieder abkauft, identisch ist, hebt sich der Münzgewinn in der Praxis auf. Ihren Gewinn erzielt die Bundesbank stattdessen durch die Zinsen für das Zentralbankgeld, das sich die Geschäftsbanken für die Bezahlung des Bargelds ausleihen. 

Wie neues Geld entsteht

Anders als oft angenommen, greifen die Banken bei der Kreditvergabe nicht auf die Einlagen der Sparer zurück. Wenn Kredite vergeben werden, erfolgt das unabhängig von den Einlagen. Die Banken schaffen stattdessen einfach neues Geld. Dies geschieht, indem sie die Kreditsumme auf dem Konto des Kreditnehmers gutschreiben.

Da durch diese Vorgehensweise bei jedem Kredit praktisch neues Geld geschaffen wird, sprechen Experten von der sogenannten Kreditgeldschöpfung. Das neu geschaffene Geld wiederum ist zunächst ein Geld, das auf dem Papier besteht. Deshalb wird es auch als Buchgeld oder Geschäftsbankengeld bezeichnet, der Fachbegriff lautet Giralgeld. Klare Grenzen müssen die Banken bei der Kreditgeldschöpfung nicht einhalten. Allerdings versucht die Bundesbank, zumindest indirekt Einfluss auf die geschaffene Geldmenge zu nehmen.

Ein Instrument in diesem Zusammenhang ist die Mindestreserve. Die Mindestreserve verpflichtet die Banken dazu, Zentralbankgeld zur Absicherung ihrer Kredite auf ihren Zentralbankkonten zu hinterlegen. Da sich die Mindestreserve aber auf gerade einmal ein Prozent der Kreditsumme beläuft, sind die Steuerungsmöglichkeiten der Bundesbank letztlich überschaubar.

Das Zentralbankgeld selbst ist ebenfalls ein Ergebnis der Kreditgeldschöpfung. Hierfür nehmen die Geschäftsbanken Kredite bei der Bundesbank in Anspruch. Die Bundesbank schreibt die Kreditsumme auf dem Zentralbankkonto der jeweiligen Geschäftsbank gut.

Auch hier handelt es sich zunächst um Geld, das aus dem Nichts heraus geschaffen wird und als Zahl auf dem Kontoauszug erscheint. Erst wenn die Geschäftsbank das Zentralbankgeld nutzt, um damit beispielsweise Bargeld zu kaufen und zu bezahlen, wird aus dem Zentralbankgeld echtes, richtiges Geld. Damit eine Geschäftsbank einen Kredit von der Bundesbank bekommt, muss sie über Sicherheiten verfügen. In aller Regel hinterlegt sie dabei Wertpapiere oder Gold.

In welcher Menge die Bundesbank Zentralbankgeld schafft, hängt vom Bedarf der Banken ab. Ursprünglich war einmal gedacht, dass die Menge des neu geschaffenen Geldes ungefähr mit dem Wirtschaftswachstum, das erwartet wird, übereinstimmen soll. In der Praxis sind die Geldschöpfung und das Wirtschaftswachstum aber schon lange nicht mehr aneinander gekoppelt.   

Warum die Giralgeldschöpfung regelmäßig kritisiert wird

Fachleute üben immer wieder Kritik daran, dass die Geschäftsbanken Giralgeld schaffen können. Sie würden es lieber sehen, wenn anstelle der Banken der Staat dieses Privileg hätte. Der wesentliche Kritikpunkt sind die Risiken, die die Giralgeldschöpfung mit sich bringt.

So wird das Geld, das im Rahmen von vergebenen Krediten entstanden ist, in erster Linie in gewinnträchtige Anlagen investiert. Meist sind dies weltweit agierende Unternehmen, Großprojekte und Produkte mit guten Renditechancen. Kleinere Unternehmen und regionale Betriebe, Kleinprojekte oder renditeschwache Produkte sind mit Blick auf die möglichen Gewinne nicht so interessant und haben deshalb oft das Nachsehen.

Das Gemeinwohl spielt bei der Kreditvergabe durch die Banken oft ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Giralgeldschöpfung durch die Banken prozyklisch erfolgt. Dadurch werden die Ausschläge nach oben und unten zusätzlich verstärkt.

Dies lässt sich am Beispiel der Immobilienblase erklären, die Anfang dieses Jahrtausends entstand und 2007 schließlich zu einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise führte: Mit der Aussicht auf Gewinne vergaben die Banken bereitwillig Kredite.

Dadurch gelangten Unmengen an neuem Geld auf den Markt. Dieses Geld floss zu großen Teilen in Spekulationsobjekte, wodurch die Blase entstand und wuchs. Als die Blase dann platze, reagierten die Banken, indem die sie Kreditvergabe massiv drosselten. Gleichzeitig kam dadurch nur noch deutlich weniger frisches Geld auf den Markt. Vor allem die EU-Krisenstaaten hätten aber gerade dieses Geld dringend gebraucht.

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