Die Folgen einer Staatspleite in der Euro-Zone

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den möglichen Folgen einer Staatspleite in der Euro-Zone 

Angesichts der Entwicklungen in einigen Staaten der Euro-Zone, allen voran Griechenland, sind viele Anleger verunsichert und besorgt. Trotz aller kritischen Stimmen gilt der Euro nach wie vor als sichere Währung, wobei sicher bedeutet, dass größere Schwankungen im Vergleich zu anderen Währungen oder eine Währungsreform unwahrscheinlich sind.

Trotzdem können bestimmte Entwicklungen und Ereignisse die Sicherheit einer Währung gefährden. 

Zu diesen Entwicklungen gehört eine hohe Inflation, zu den Ereignissen eine Staatspleite innerhalb der Euro-Zone. Wie wahrscheinlich ein solches Szenario aber tatsächlich ist und welche Konsequenzen drohen könnten, erklärt die folgende Übersicht mit den wichtigsten Fragen und Antworten zu den möglichen Folgen einer Staatspleite in der Euro-Zone: 

Welche Folgen hat es, wenn ein Euro-Land seine Schulden nicht bezahlt?

Kann ein Land in der Euro-Zone seine Schulden nicht zurückbezahlen, sind zunächst einmal alle die Anleger und Investoren betroffen, die diesem Land geliehen haben. Hat ein Anleger beispielsweise Staatsanleihen gekauft, erhält er sein investiertes Geld nicht oder nur anteilig wieder zurück.

Allerdings wären vermutlich nicht nur die Anleger betroffen, sondern es könnte weiter reichende Folgen für den gesamten Euro-Raum geben. Möglich ist nämlich, dass Anleger neben dem Vertrauen in das jeweilige Land auch das Vertrauen in den Euro als Währung verlieren würden.

Dies wiederum könnte zur Folge haben, dass Investoren aus beispielsweise den USA oder Asien auf Anlagen außerhalb der Euro-Zone ausweichen würden.  

Hätte eine Staatspleite eine Abwertung des Euro zur Folge?

Grundsätzlich gilt auch für Währungen, dass die Nachfrage das Angebot regelt. Das bedeutet, dass eine Währung an Wert verliert, wenn die Nachfrage durch Haushalte, Unternehmen und andere Staaten an dieser Währung sinkt. Eine Abwertung einer Währung führt dazu, dass eine Einheit der Währung weniger ausländische Geldeinheiten wert ist als zuvor.

Würde der Euro abgewertet, hätte dies zur Folge, dass es für Verbraucher teurer wäre, Waren und Dienstleistungen außerhalb der Euro-Zone einzukaufen. Außerdem wäre auch ein Urlaub in einem Nicht-Euro-Land teurer. Unternehmen würden davon profitieren, dass sie ihre Produkte günstiger ins Ausland exportieren können, der Import wäre gleichzeitig aber teurer. Investoren, die Geld in einer ausländischen Währung angelegt haben, hätten einen Währungsgewinn erzielt.

2010 hat der Euro gegenüber dem US-Dollar im Zusammenhang mit der griechischen Schuldenkrise zeitweise mehr als zehn Prozent an Wert verloren. Währungsschwankungen in dieser Größenordnung sind allerdings nicht unbedingt ungewöhnlich und in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen. So hatte sich auch der Euro bis Mitte 2011 erholt und gegenüber dem US-Dollar deutlich wieder zugelegt.  

Wie groß ist das Risiko einer Inflation?

Eine Inflation kann unter anderem dann eintreten, wenn die Zentralbank viel zusätzliches Geld in Umlauf bringt, die Produktion von Waren aber nicht im gleichen Umfang erhöht wird. Dadurch stimmt das Verhältnis von Warenmenge und Geld nicht mehr überein, denn für die vorhandene Warenmenge ist zu viel Geld vorhanden.

Dies hat zur Folge, dass die Preise steigen. Gleichzeitig sinkt der Wert des Geldes, Verbraucher würden für einen Euro also weniger bekommen als vorher. Steigt nun das Preisniveau, während die Löhne unverändert bleiben, führt dies zu einem Kaufkraftverlust und die Verbraucher können sich mit dem, was sie verdienen, insgesamt weniger leisten.

Dieser Fall wird als Senkung des Reallohns bezeichnet. Wie groß das Risiko einer Inflation durch eine Abwertung des Euro oder gar eine Staatspleite ist, lässt sich letztlich nicht vorhersagen. Zwischen 1999 und 2010 wurde der Euro im Verhältnis zum US-Dollar immer wieder auf- und auch abgewertet, der Währungskurs schwankte zwischen 0,82 und rund 1,60 Euro. Dennoch blieben die Inflationsraten in diesem Zeitraum stets niedrig, auch wenn eine Inflation genauso gut möglich gewesen wäre.   

Wie wahrscheinlich ist eine Staatspleite in der Euro-Zone?

Anders als Privatpersonen und Unternehmen haben Staaten umfangreichere Möglichkeiten, um eine Pleite zu verhindern. So können sie beispielsweise bestehende Abgaben erhöhen, neue Steuern erheben oder Sparmaßnahmen beschließen, um die Ausgaben zu senken. Dennoch sind Staatspleiten nicht ausgeschlossen und in der Vergangenheit auch aufgetreten.

Im Fall einer Staatspleite in der Euro-Zone kommt aber hinzu, dass sich nicht nur für das Land selbst, sondern für alle Länder innerhalb der Euro-Zone Konsequenzen ergeben können, denn schließlich haben alle diese Länder eine gemeinsame Währung. Im Fall von Griechenland sollten einerseits Steuererhöhungen sowie der Sparkurs der Übergangsregierung und andererseits ein Rettungsschirm eine Staatspleite abwenden.

2011 schien es jedoch, als würde sich die Krise noch weiter zuspitzen. Im Oktober 2011 fiel daher die Entscheidung, dass Banken auf Grundlage einer freiwilligen Vereinbarung Griechenland rund die Hälfte der Schulden erlassen. Im Februar 2012 wurden dann die Einzelheiten für einen Schuldenschnitt bekannt gegeben. Dieser sieht vor, dass private Gläubiger auf rund 53,5 Prozent ihrer Forderungen verzichten.

Dies soll durch einen Umtausch erfolgen, bei dem Anleger pro 1.000 Euro Nennwert eine neue griechische Anleihe erhalten, die einen Nennwert von 315 Euro hat und bis 2042 läuft. Zusätzlich dazu erhalten die Anleger eine zweite Anleihe aus dem EFSF-Rettungsfonds im Wert von 150 Euro. Für die Anleger bedeutet das, dass sie für 1.000 investierte Euro zwei Anleihen im Gesamtwert von 465 Euro erhalten und gleichzeitig 535 Euro abschreiben müssen. Verzinst werden sollen die neuen Anleihen bis 2015 mit 2 Prozent, ab 2016 mit 3 Prozent und ab 2022 mit 4,3 Prozent.

Der Schuldenschnitt scheint derzeit die einzige Möglichkeit zu sein, um eine Staatspleite noch zu verhindern. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen wie geplant umgesetzt und Griechenland tatsächlich aus der Krise führen werden. Zunächst können Gläubiger dem vorgeschlagenen Umtausch nämlich auf freiwilliger Basis zustimmen, ihn genauso aber auch ablehnen. Nur wenn nicht genügend Gläubiger zu einem freiwilligen Umtausch bereit sind, ist der Erlass eines Gesetzes denkbar, das die Gläubiger dazu zwingt, dem Umtausch zuzustimmen.

Dies hätte aber den Versicherungsfall bei den Kreditausfallversicherungen zur Folge, der wiederum vermieden werden soll. Insgesamt ist eine Staatspleite grundsätzlich nie ausgeschlossen und ein Schuldenschnitt als Rettungsmaßnahme ist auch ohne offizielle Staatspleite möglich. Anders als in Griechenland ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland zu einer Staatspleite kommt, recht gering. Dies liegt daran, dass der Schuldenstand in Deutschland verhältnismäßig niedrig ist.

Zudem hat Deutschland eine hohe Wirtschaftsleistung und gehört daher im internationalen Vergleich zu den sehr sicheren Schuldnern.   

Wie sollten sich Anleger denn nun verhalten?

Grundsätzlich kann niemand vorhersagen, ob es jemals zu einer Staatspleite innerhalb der Euro-Zone kommen wird. Genauso kann bestenfalls über die künftige Entwicklung des Euro spekuliert werden, sowohl im Hinblick auf eine Währungsreform als auch hinsichtlich von Abwertungen oder Inflationen.

Insofern sollten sich Anleger nicht verrückt machen lassen und auch nicht auf vermeintliche Geheimtipps wie beispielsweise ein Investment in Sachwerte wie Gold oder Immobilien hören. Sinnvoller ist, eine wesentliche und bewährte Grundregel einzuhalten, nämlich das Anlagevermögen auf verschiedene Anlagen zu verteilen, um so die Risiken zu streuen.

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