Was sind tokenisierte Aktien? Teil 1

Was sind tokenisierte Aktien? Teil 1

Tokenisierte Aktien sind zwar kein vollwertiger Ersatz für klassische Aktien. Aber sie ermöglichen dem Nutzer von den Kursentwicklungen zu profitieren. Verglichen mit Kryptowährungen, sind die Renditechancen bei Aktien insgesamt geringer. Trotzdem erfreuen sich tokenisierte Aktien zunehmend großer Beliebtheit. Grund genug, sich die Sache einmal näher anzuschauen.

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Was sind tokenisierte Aktien Teil 1

Was sind tokenisierte Aktien?

Bei tokenisierten Aktien handelt es sich um Token einer bestimmten Blockchain, die die Werte von Aktien nachbilden. Folglich stimmt die Kursentwicklung des Tokens exakt mit der Entwicklung der jeweiligen Aktie überein.

Im Unterschied zu traditionellen Aktien können tokenisierte Aktien nicht nur rund um die Uhr, sondern prinzipiell auch freier gehandelt werden. Denn der Handel wird nicht von Behörden reguliert und überwacht.

Dabei gibt es tokenisierte Aktien mit drei verschiedenen Funktionsweisen:

  1. Native tokenisierte Aktien sind ein realer Nachweis für Anteile am jeweiligen Unternehmen.

  2. Synthetische Aktien sind mit einer Wertanlage hinterlegt und funktionieren dezentral.

  3. Tokenisierte Aktien mit realer Hinterlegung übernehmen den Wert der hinterlegten Aktien.

Native tokenisierte Aktien

Native tokenisierte Aktien kann es nur dann geben, wenn ein Unternehmen seine eigenen Aktien in tokenisierter Form herausgibt. Diese Aktien bilden dann direkt nahezu vollwertige Aktien im herkömmlichen Sinne ab.

Im Normalfall sind Aktien streng reguliert und von Behörden überwacht. Aus diesem Grund muss sich der Nutzer identifizieren, wenn an ihn Dividenden ausgeschüttet werden sollen und er sein Stimmrecht als Aktionär wahrnehmen möchte.

Nach der Identifizierung steht die Aktie also in vollem Umfang zur Verfügung. Verweigert der Nutzer hingegen die Identifizierung, kann er als Besitzer der Aktie lediglich darauf hoffen, dass der Wert steigt.

Native tokenisierte Aktien richten sich an Anleger, die am traditionellen Aktienhandel nicht teilnehmen möchten oder wegen der Gesetze in ihrem Land vom Handel ausgeschlossen sind. Aus diesem Grund werden Aktien dieser Art auf dezentralisierten Krypto-Börsen gehandelt. Dort ist es nicht notwendig, dass sich ein Nutzer identifiziert.

Weil der Eigentümer die Aktien selbst verwahren kann, besteht das Risiko einer Konfiszierung nicht.

Wie klassische Aktien beinhalten auch native tokenisierte Aktien einen direkten Anspruch auf Dividenden. Ein Stimmrecht als Aktionär kann der Nutzer hingegen nur indirekt über einen Mittelsmann wahrnehmen. Dieser Mittelsmann ist das Unternehmen, das den Aktienhandel lizenziert abwickelt.

Synthetische Aktien

Eine synthetische Aktie liegt vor, wenn andere Wertanlagen eine Aktie abbilden. Digitale Wertpapiere in dieser Form kommen hauptsächlich bei Systemen wie dem Mirror Protokoll vor. Weil das Mirror Protokoll dezentralisiert arbeitet, verzichtet es auf den Kauf von echten Aktien, um die Werte abzusichern.

In seiner ersten Version erschuf das Mirror Protokoll synthetische Aktien, indem es den algorithmischen Stablecoin UST hinterlegte. Seit der Nachfolgeversion können auch instabile Kryptowährungen wie der inflationäre MIR Token hinterlegt werden.

Ausgefeilte Smart Contracts stellen sicher, dass die tokenisierten Aktien keinen Wertverlust erleiden. Dazu achten die smarten Verträge auf eine stets ausreichende Hinterlegung. Darum kümmern sich Orakel, die den Wert der abgebildeten Aktie verstehen und automatisch einen Arbitrage-Handel ermöglichen.

Ein Kursanstieg der echten Aktie setzt Anreize, die synthetischen Aktien durch einen Burn zu vernichten. Andersherum wird es attraktiv, neue synthetische Aktien zu erschaffen, wenn der Kurs der echten Aktie sinkt.

Dahinter steht ein wechselseitiger Prozess aus Burning und Minting. Er schließt die Hinterlegung in einem Smart Contract ein und nimmt die Aktie so zeitweise aus dem Umlauf (Burn), während gleichzeitig eine neue tokenisierte Aktie entsteht (Mint).

Die Orakel verändern durch ihren Eingriff also die Hinterlegungen, die darüber bestimmen, welchen Wert die synthetische Aktie hat. Für einen Anleger ist dieses Prinzip deshalb interessant, weil er Gewinne machen kann, wenn er sein Vermögen rechtzeitig hinterlegt und abhebt. Das ist ein klassischer Arbitrage-Handel.

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Die Preise von tokenisierten Aktien schwanken ständig und können sich theoretisch weit vom Wert der Originalaktie entfernen.

Gewinne sind möglich, weil der hinterlegte Wert immer einen bestimmten Anteil dessen ausmachen muss, was die synthetische Aktie kostet. Das wird als Wertsicherungsrate bezeichnet.

Führt ein starker Kursanstieg der Aktie dazu, dass die notwendige Wertsicherungsrate unterschritten wird, werden die hinterlegten Werte anteilig liquidiert. Die liquidierte Hinterlegung wird anschließend an die Nutzer ausgeschüttet, die ihre synthetische Aktie im Rahmen eines Arbitrage-Handels vernichten.

Andersherum können Arbitrage-Händler bei einem Hoch eine synthetische Aktie erschaffen, indem sie eine Sicherung hinterlegen und dann verkaufen. Erschaffen sie später eine weitere synthetische Aktie und vernichten diese wieder, erhalten sie das Geld, das sie eingangs hinterlegt hatten.

Der Gewinn ergibt sich dann aus der Differenz zwischen dem Verkauf während eines Hochs und dem Erschaffen einer zweiten Aktie während eines Tiefs.

Die Wertsicherungsrate beträgt normalerweise mindestens 150 Prozent. Bei Aktien, die als riskant eingeschätzt werden, kann sie aber auch bei 300 Prozent liegen. Erschafft der Nutzer eine tokenisierte Aktie, legt er die Wertsicherungsrate selbst fest.

Fällt der Aktienkurs unter einen vorbestimmten Wert, wird die Position des Nutzers entfernt und er verliert einen Teil seiner Hinterlegung.

Möchte ein Nutzer keinen Arbitrage-Handel betreiben, kann er die gewünschte Aktie einfach auf der Plattform kaufen. Steigt der Kurs, ist er daran beteiligt. Synthetische Aktien verwahrt der Nutzer selbst und muss deshalb keine Konfiszierung fürchten.

Tokenisierte Aktien mit realer Hinterlegung

Als dritte Variante gibt es tokenisierte Aktien, die mit der echten Aktie hinterlegt sind. Sie werden auf verschiedenen zentralisierten Krypto-Börsen gehandelt.

Der Pluspunkt dieser tokenisierten Aktien ist, dass sie für Käufer gut zugänglich sind. Denn sie sind rund um die Uhr erhältlich. Die Öffnungszeiten der klassischen Aktienbörsen spielen keine Rolle.

Ein Minuspunkt ist aber, dass nicht jede tokenisierte Aktie auch wirklich komplett von einer realen Aktie gedeckt ist. Außerdem muss sich der Nutzer identifizieren, wenn er so eine Aktie kaufen will.

Ein Nutzer aus einem Land, das vom Aktienhandel ausgeschlossen ist, kann deshalb nicht kaufen. Hinzu kommt, dass die tokenisierten Aktien nicht vom Nutzer, sondern von der jeweiligen Krypto-Börse verwahrt werden. Folglich ist eine Konfiszierung denkbar.

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Armin Stolz, - Finanzberater, Siegmund Taubel, - Investmentbanker, Marina Mekovic, - Aktienanalystin, Isabella Dorant (E-Book Autorin), sowie Christian & Ferya Gülcan , Unternehmer/in, Gründer, VC-, Immobilien- und Kryptoinvestoren, sowie Redakteure und Betreiber dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, geben Tipps und Ratgeber zu Geldanlagen, Investments und allgemeinen Finanzthemen. Die Inhalte des Informationsangebots, stellen keine Finanzberatung oder Anlageberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine persönliche Beratung mit einen Finanzberater oder Steuerberater.

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