Investment-Angebote in den sozialen Medien: Besser vorsichtig sein! 1. Teil
Schnelles Geld ohne Arbeit: Werbeanzeigen in den sozialen Medien versprechen, dass kleine Investitionen ausreichen, um ein passives Einkommen aufzubauen. Doch Vorsicht! Solche Angebote sind in aller Regel unseriös und der Anleger kann viel Geld verlieren. Wir erklären, was hinter den vermeintlichen Investment-Angeboten steckt.
Inhalt
Die Masche in den sozialen Medien
Mehr als ein paar Börsentipps per Nachrichtendienst sind nicht notwendig, um in kurzer Zeit hohe Gewinne zu erzielen. Mit diesem Versprechen werben Anbieter sogenannter Trading-Gruppen.
Wer sich beteiligen will, muss lediglich eine Nachricht an einen der Trading-Profis schicken. Daraufhin wird er Mitglied einer Gruppe und bekommt regelmäßig lohnende Tipps.
Innerhalb weniger Monate könnte auf diese Weise die Anfangsinvestition von 250 Euro auf ein Vermögen von 250.000 Euro anwachsen. Leider entpuppen sich solche Aussichten in der Realität als zu schön, um wahr zu sein.
Nachrichten in den sozialen Medien erreichen schnell sehr viele Menschen. Zwischen all den Posts von Freunden und Bekannten mischt sich immer auch Werbung aller Art. Darunter ist immer öfter Werbung, die ein sorgenfreies Leben dank Investments am Finanzmarkt oder anderer Geldgeschäfte anpreist.
Die Masche basiert auf einer sehr einfachen Idee. So werden Fotos von einem Leben im Luxus oder großen Bündeln Bargeld geteilt. In den Beschreibungen dazu erklären die Trading-Profis, dass sie ihr Geld online und mit minimalem Aufwand verdient haben.
Natürlich erwähnen sie dabei, dass sie selbst ebenfalls große Zweifel hatten. Aber die Praxis habe bewiesen, dass die Methode tatsächlich funktioniert und dabei kinderleicht ist.
Wer noch immer nicht überzeugt ist, könne es ja einfach ausprobieren. 250 Euro als Anfangsinvestition sind schließlich nicht viel und würden ausreichen, um sich einen beachtlichen Zusatzverdienst zu sichern.
Social und Copy Trading
Das Geschäftsmodell von Social Trading Plattformen beruht auf dem Konzept, Privatanlegern Zugang zu den Trading-Strategien anderer privater Anleger zu verschaffen.
Dadurch kann ein Privatanleger den Portfolios anderer Anleger folgen, indem er sich daran orientiert, sich darüber austauscht oder die Portfolios gleich nachbildet. Das Kopieren von Anlagestrategien anderer Anleger wird als Copy Trading bezeichnet.
Die Werbeaussagen der Anbieter lassen aber oft nicht erkennen, wie hochspekulativ und risikoreich die Investment-Angebote sind.
Dazu ein paar Beispiele:
„Sie können aus über 5.000 Handelsideen wählen.“
Dass über 5.000 Handelsideen existieren, nutzt dem Anleger wenig, wenn keine der Strategien einen echten Mehrwert bietet. Die Trader, deren Handelsstrategien ein Anleger übernehmen kann, stehen unter keiner Aufsicht.
Im Unterschied zu Publikumsinvestmentfonds sind die Trader auch nicht dazu verpflichtet, zumindest eine gewisse Diversifikation einzuhalten.
„Werden Sie Teil einer Social-Trading-Revolution!
Vernetzen Sie sich mit anderen Tradern, diskutieren Sie verschiedene Anlagestrategien und greifen Sie auf unsere patentierte Copy Trading-Technologie zurück, um automatisch die Portfolios anderer Trader nachzubilden.“
Andere Trader blindlings zu kopieren, ist überaus riskant. Denn niemand überprüft ihre Identität, ihre Zuverlässigkeit und ihre Anlageziele. Der Anleger riskiert, dass er sein Geld indirekt einem Trader anvertraut, der weder über die erforderlichen Kenntnisse noch über Erfahrung in diesem Bereich verfügt.
„Der durchschnittliche Jahresgewinn unserer 50 am häufigsten kopierten Trader liegt bei 87,3 %.“
Mit einem durchschnittlichen Jahresgewinn der meist kopierten Trader zu werben, ist irreführend. Denn es werden gezielt nur die Trader ausgewählt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer zurückliegenden Periode besonders erfolgreich waren.
Durch diese Auswahl kommen sehr hohe Renditen zustande. Die tatsächlichen Durchschnittsrenditen aller Anleger sind wesentlich geringer. Nicht umsonst erwähnen die Anbieter diese nicht.
Die Gefahren bei Copy Trading und Trading Tipps
Viele Investment-Angebote in den sozialen Medien sind schlichtweg unseriös. Allerdings gibt es auch Newsgruppen, die keine betrügerischen Absichten verfolgen, sondern täglich Trading Signale aussenden und damit Handelsstrategien für den Kauf und Verkauf bestimmter Wertpapiere empfehlen.
Angebote für Social und Copy Trading können legal sein, bleiben aber dennoch riskant. Hinzu kommt, dass die vermeintlichen Trading Signale keine zuverlässigen Vorhersagen für Kursentwicklungen, sondern bestenfalls Wahrscheinlichkeiten sind.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis
Angenommen, eine Aktiengesellschaft meldet, dass die Gewinnaussichten nach unten korrigiert werden müssen, weil sich das neue Produkt viel schlechter verkauft hat als erwartet. Wahrscheinlich würde der Aktienkurs nach Veröffentlichung dieser Meldung sinken.
Doch allein auf Basis dieser Information mit Zertifikaten, Optionen oder CFDs auf fallende Kurse zu wetten, ist keine Garantie für einen Gewinn. Denn solche Informationen verbreiten sich sehr schnell.
Die Folge ist eine Kursveränderung, die ebenfalls nur wenige Sekunden in Anspruch nimmt. Ob der Aktienkurs um fünf, 10 oder 20 Prozent sinkt, kann niemand vorhersehen. Gewissheit besteht erst durch den anschließenden Börsenhandel, bei dem ständig eine Vielzahl von Anlegern die Wertpapiere kaufen und verkaufen.
Am nächsten Tag steht die Meldung dann in der Zeitung. Doch zu diesem Zeitpunkt ist sie längst in die Börsenpreise eingeflossen und das lange, bevor sie irgendeine Newsgruppe in den sozialen Netzwerken erreicht hat.
Ein anderer Aspekt ist, dass sich Trading Strategien oft auf sogenannte Chartsignale stützen. Die Behauptung dabei ist, dass sich aus dem aktuellen Kursverlauf Signale für die künftige Kursentwicklung ableiten lassen. Dazu wird mit Trendkanälen oder Widerstands- und Unterstützungslinien argumentiert, die sich in einer grafischen Darstellung des Kursverlaufs zeigen.
Belege für diese Behauptung gibt es aber nicht. Im Gegenteil handelt es sich um nichts anderes als reine Vermutungen. Studien aus der Kapitalmarktforschung belegen eindeutig, dass kurzfristige Kursänderungen an den Börsen nicht vorhersehbar sind.
Eine zuverlässige und sichere Trading Strategie ist daher unmöglich. Vielmehr bleibt das Trading Spekulation.
Darum machen es die sozialen Medien dubiosen Anbietern leicht
In den sozialen Medien haben es fragwürdige Anbieter besonders leicht, mit potenziellen Opfern in Kontakt zu treten. Dafür gibt es zwei Gründe.
Der erste Grund ist der sogenannte Social Proof. Unter den Beiträgen zu Investment-Angeboten finden sich zahlreiche Kommentare. Zwar haben in aller Regel Fake-Profile kommentiert. Trotzdem entsteht der Eindruck, dass andere Anleger mit der Methode erfolgreich waren.
Je mehr gute Bewertungen und positive Rückmeldungen ein Beitrag hat, desto eher wirkt er wie eine seriöse Investitionsmöglichkeit. Denn durch die Kommentare ist gewissermaßen der „soziale Beweis“ für seine Seriosität erbracht.
Erschwerend kommt dazu, dass in den meisten sozialen Netzwerken unerwünschte Kommentare gelöscht werden können. Dadurch bleiben am Ende nur die Rückmeldungen stehen, die sich positiv zur Methode äußern.
Der zweite Grund ist auf personalisierte Werbung zurückzuführen. Das Geschäftsmodell der gängigen sozialen Netzwerke basiert darauf, dass Nutzer der Plattform personalisierte Werbung sehen.
Dabei können sie neben dem Alter und dem Geschlecht auch Interessen, das Surfverhalten oder das Online-Verhalten der Freunde nutzen, um mit der Werbung gezielt bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Hat der Nutzer einmal eine Werbung angeklickt, erscheint sie immer wieder. Diese Taktik können auch die Anbieter von Trading Produkten für sich nutzen.
Besonders windige Anbieter verlinken mitunter Nachrichten oder Textbeiträge auf Blogs, die von ihren Erfolgsrezepten berichten. Um Seriosität vorzugaukeln, sind auf den Webseiten Logos von namhaften Zeitungen und Fernsehsendern oder Fotos und Namen von Prominenten abgebildet.
In den Artikeln selbst wird darauf hingewiesen, dass die Methode nur deshalb unbekannt sei, weil öffentliche Institutionen verhindern möchten, dass jeder an den Erfolgen teilhaben kann. Der Anleger sollte skeptisch werden, wenn Erklärungen wie eine Verschwörungstheorie anmuten.
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