Was ist der Spread?
Wer sich über die aktuellen Kurse von Aktien, ETFs oder anderen Wertpapieren informieren möchte, sollte genau hinschauen. Denn an der Börse gibt es immer einen Ankauf- und einen Verkaufskurs. Die Differenz zwischen diesen beiden Kursen ist der Spread, im Deutschen auch als Handelsspanne bezeichnet. In diesem Ratgeber erklären wir alles Wichtige und Wissenswerte rund um den Spread!
Was ist der Spread?
Beim Handel mit Wertpapieren wird die Differenz zwischen dem Kurs, zu dem ein Wertpapier verkauft wird, und dem Kurs, zu dem ein Wertpapier angekauft wird, als Handelsspanne bezeichnet. Der englische und hierzulande ebenfalls geläufige Begriff für die Handelsspanne lautet Spread.
Um den Spread nachvollziehen zu können, ist zunächst einmal wichtig, sich vor Augen zu führen, dass an der Börse jedes Wertpapier zwei verschiedene Kurse hat:
- Der Briefkurs ist der Angebotspreis für ein Wertpapier. Im Englischen heißt er Ask, weil der Verkäufer diesen Kurs verlangt. Den Briefkurs bezahlt der Anleger, wenn er ein Wertpapier kauft.
- Der Geldkurs ist der Nachfragepreis für ein Wertpapier. Der englische Name lautet Bid, denn diesen Kurs bietet der Käufer. Verkauft der Anleger ein Wertpapier, bekommt er den Geldkurs.
Der Briefkurs ist immer höher als der Geldkurs. Würde der Anleger Wertpapiere kaufen und sofort wieder verkaufen, würde er einen Verlust machen. Wie hoch dieser Verlust ausfällt, hängt davon ab, wie groß der Unterschied zwischen den beiden Kursen – also der Spread – ist.
Anders als die Kurse wird der Spread aber nicht als Geldbetrag, sondern als Prozentwert angegeben. Denn welchem konkreten Betrag der Spread entspricht, richtet sich danach, mit wie vielen Stücken des jeweiligen Wertpapiers der Anleger handelt.
Inhalt
Ein Beispiel zum besseren Verständnis
Angenommen, der Anleger kauft einen ETF zu einem Briefkurs von 500 Euro. Zu diesem Zeitpunkt beträgt der Geldkurs des Wertpapiers 495 Euro. Der Spread liegt damit bei 5 Euro pro Stück oder allgemeiner bei einem Prozent.
Etwas später möchte der Anleger wieder verkaufen. Die Kurse haben sich in der Zwischenzeit nicht verändert. Weil beim Verkauf der Geldkurs maßgeblich ist, bekommt der Anleger aber nur 495 Euro für sein Wertpapier. Trotz gleichem Kurs macht der Anleger somit beim Verkauf 5 Euro Verlust.
Im Prinzip lässt sich der Spread auch als indirekte Kosten verstehen. Denn in unserem Beispiel müsste der Kurs des ETF, Ordergebühren außen vor gelassen, um mindestens ein Prozent steigen, damit der Anleger verlustfrei verkaufen kann.
Allerdings ist unser Spread von einem Prozent nur ein Beispiel zur Veranschaulichung. Bei gängigen Aktien und ETFs ist die Handelsspanne in aller Regel wesentlich niedriger.
Spread außerhalb der Börse
Den Spread gibt es nicht nur im Wertpapierhandel, sondern auch bei anderen Finanzgeschäften. Wer zum Beispiel im Urlaub in eine Wechselstube geht, sieht dort auch zwei Kurse. Der eine Kurs gilt, wenn das eigene Geld in die Fremdwährung umgetauscht wird.
Der andere Kurs greift, wenn die Fremdwährung wieder zurückgetauscht wird. Die Differenz zwischen den beiden Kursen ist die Handelsspanne, an der die Wechselstube verdient.
Beim Handel mit Kryptowährungen ist ein Spread ebenfalls üblich. Kauft der Anleger zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum über eine Kryptobörse, sollte er den Spread als Kostenfaktor berücksichtigen.
Wie hoch ist der Spread normalerweise?
Grundsätzlich gilt, dass der Spread umso kleiner ausfällt, je größer Angebot und Nachfrage sind. Das liegt schlichtweg daran, dass es in diesem Fall mehr Leute gibt, die unterschiedliche Beträge für ein Wertpapier verlangen oder bieten. Je kleiner der Spread ist, desto besser ist es für den Anleger.
Auch an dieser Stelle hilft ein Beispiel beim Verständnis: Bei einer sehr gut besuchten Auktion mit einem sehr breiten Angebot werden sich tendenziell sowohl beim Kaufen als auch beim Verkaufen bessere Preise erzielen lassen.
Denn die Käufer profitieren von der großen Auswahl und die Verkäufer von mehr Interessenten. Werden bei der Auktion hingegen nur wenige Artikel versteigert und sind kaum Besucher da, werden die Preise eher schlechter ausfallen.
Angebot und Nachfrage werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Eine Rolle spielt das Produkt selbst. Aktien von kleinen und eher unbekannten Unternehmen werden seltener und in kleineren Stückzahlen gehandelt als Aktien von Großkonzernen. Deshalb ist ihr Spread größer und für den Anleger damit ungünstiger. Gleiches gilt für Fonds.
Daneben wirken sich der Handelsplatz und die Uhrzeit aus. An kleinen Börsen in den frühen Morgenstunden oder spätabends ist der Spread deutlich höher als tagsüber an den großen Börsen.
Es ist damit ähnlich wie bei unserer beispielhaften Auktion: Je mehr an der Börse los ist, desto günstiger sind die Preise und der Spread für den Anleger.
Bei einem populären ETF auf den MSCI World zum Beispiel bewegt sich der Spread an den größten deutschen Börsen mittags unter der Woche in einem Bereich von 0,1 Prozent. Im Unterschied dazu hat ein unbekannter ETF auf vietnamesische Aktien zur gleichen Zeit an diesen Börsen einen Spread von etwa einem Prozent. An kleinen Börsen kann die Handelsspanne sogar noch höher sein.
Wie lässt sich ein hoher Spread vermeiden?
Zunächst sollte der Anleger nur tagsüber mit Wertpapieren handeln. Weil dann die Liquidität der Wertpapiere am höchsten ist, ist der Spread am geringsten. Am besten beachtet der Anleger die Öffnungszeiten der deutschen Leitbörse Xetra.
Denn in diesem Zeitraum orientieren sich auch die Kurse der kleineren Börsen und im Direkthandel an der Leitbörse. Für ausländische Wertpapiere sollte der Anleger entsprechend die Öffnungszeiten der wichtigsten Börse des jeweiligen Landes berücksichtigen.
Kann der Anleger bei seinem Depotanbieter zwischen mehreren Handelsplätzen wählen, kann er die aktuellen Handelsspannen an den verschiedenen Börsen vergleichen. Allerdings sollte er dabei auch darauf achten, welche Ordergebühren anfallen. Ein guter Spread bringt ihm nämlich wenig, wenn er deutlich höhere Gebühren bezahlen muss.
Vor allem bei kleineren Wertpapieren ist außerdem ratsam, einen Limit-Preis festzulegen. Das Limit begrenzt den möglichen Kaufpreis nach oben und den Verkaufspreis nach unten.
Auf diese Weise muss sich der Anleger nicht großartig um den Spread kümmern, denn durch die limitierte Order sind ungünstige Geschäfte ohnehin ausgeschlossen.
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