Die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien, Teil 1

Die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien, Teil 1

In Niedrigzinszeiten sind klassische Geldanlageprodukte nur bedingt interessant. Denn Lebensversicherungen, Sparpläne oder Tages- und Festgeldkonten gelten zwar als recht sicher, versprechen aber kaum nennenswerte Renditen.

Aktien Kennzahlen

Finanzexperten raten deshalb dazu, zumindest einen Teil des Anlagekapitals in Aktien zu investieren. Zumal Aktien längst nicht so kompliziert sind, wie oft befürchtet. Und auch die Risiken halten sich in Grenzen, wenn der Anleger auf eine solide Strategie setzt und Aktien als langfristiges Investment versteht.

Doch gerade weil Aktien regelmäßig als Anlageprodukt empfohlen werden, ist so mancher Anleger verunsichert. Lohnt es sich überhaupt, jetzt noch einzusteigen? Sind die Preise nicht schon viel zu hoch?

Wenn ständig Schlagzeilen über Höchststände und neue Rekorde die Runde machen, ist es dann nicht nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Crash folgt?

 

Steht das Kursbarometer hoch, sind Aktien nicht zwangsläufig teuer

Der reine Zählerstand eines Aktienindex sagt noch nicht viel darüber aus, wie der Aktienmarkt momentan bewertet ist. Bloß weil das Kursbarometer eine bestimmte Punktemarke erreicht, sind Aktien nicht automatisch billig oder teuer. Aussagen sind grundsätzlich erst dann möglich, wenn die Aktienkurse im Verhältnis zu anderen Größen betrachtet werden. Das ist aber nicht nur bei Aktien so, sondern gilt letztlich immer, wenn es um Geld geht.

Ein Beispiel: Ein Arbeitnehmer verdient monatlich 1.600 Euro netto. Allein anhand dieser einen Zahl sind noch keine Rückschlüsse darauf möglich, ob der Verdienst des Arbeitnehmers niedrig oder hoch ist. Möglich wird das erst, wenn sein Gehalt mit anderen Zahlen verglichen wird.

Als Vergleichszahl kann beispielsweise das Einkommen von anderen Arbeitnehmern dienen, die die gleichen Qualifikationen haben und eine ähnliche Tätigkeit ausüben. Oder das Einkommen kann ins Verhältnis zu Lebenshaltungskosten wie etwa der Miete gesetzt werden.

Beläuft sich die durchschnittliche Miete zum Beispiel auf 1.200 Euro, wäre das Einkommen des Arbeitnehmers relativ niedrig. Denn er müsste drei Viertel seines Gehalts für die Miete aufwenden. Beträgt die Durchschnittsmiete hingegen 350 Euro, hätte der Arbeitnehmer ein recht hohes Einkommen.

Auch am Kapitalmarkt betrachten Anleger Kurse, Preise und Entwicklungen in Relation zu anderen Größen. Dabei gibt es für Aktien zwar komplexe Bewertungsmodelle. Aber genauso existieren einige einfache Kennzahlen, die für Bewertungen herangezogen werden können. In einem mehrteiligen Beitrag erklären wir, welches die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien sind – und was sie aussagen.

 

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis

Die Kennzahl, der Anleger regelmäßig am meisten Beachtung schenken, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Das KGV setzt den Aktienkurs in Relation zu dem Jahresgewinn, den das jeweilige Unternehmen pro Aktie erzielt. Der Gewinn eines Unternehmens ist eine zentrale Größe für Investoren.

Denn je höher die Gewinne sind, desto größer ist in aller Regel auch der Wert des Unternehmens. Das KGV beziffert die Ertragskraft, die den Aktienkurs beeinflusst. Das Vielfache des Gewinns, das Anleger für eine Aktie bezahlen müssen, entspricht nämlich dem Kurs-Gewinn-Verhältnis. Dabei deutet ein niedriges KGV auf eine günstige Bewertung hin, während ein hohes KGV eher für eine teure Aktie spricht.

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Zur Veranschaulichung ein Beispiel:

Eine Aktie kostet 45 Euro. Der Gewinn beläuft sich auf 3 Euro pro Aktie und Jahr. Das KGV ergibt sich aus dem Aktienkurs geteilt durch den Jahresgewinn und liegt in diesem Fall bei 15 (45 : 3). Wie dieses KGV zu bewerten ist, zeigt sich, wenn der aktuelle Wert ins Verhältnis zum Durchschnittswert dieser Aktie gesetzt wird. Lag der Wert im langfristigen Mittel beispielsweise bei 10, ist die Aktie aus Sicht der Anleger teuer. Denn die Aktie notiert 50 Prozent über der langfristigen Bewertung.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis wird sowohl für Einzelaktien als auch für ganze Aktienindizes berechnet. Steigen die Gewinne schneller als die Kurse, sinkt das KGV. Andersherum erhöht sich das KGV, wenn die Kurse schneller nach oben klettern als die Gewinne.

 

Die Schwachstellen vom Kurs-Gewinn-Verhältnis

Um das KGV zu berechnen, gibt es mehrere Möglichkeiten. So kann sowohl der vergangene als auch der künftige Gewinn die Basis für das Kurs-Gewinn-Verhältnis bilden. Beides ist aber nachteilig. Wird mit dem vergangenen Gewinn gerechnet, beziffert das KGV nämlich, wie die jeweilige Aktie bewertet war. Den Anleger interessiert aber in erster Linie, ob der aktuelle Aktienpreis angemessen ist.

Für eine aktuelle Bewertung muss mit dem künftigen Gewinn gerechnet werden. Wie hoch der Jahresgewinn pro Aktie ausfallen wird, ist aber noch nicht bekannt. Deshalb wird diese Größe von Analysten geschätzt. Der Durchschnittswert ihrer Prognosen wird dann üblicherweise genutzt, um das KGV zu ermitteln.

In Übersichten mit Finanzdaten ist dieser Wert oft mit einem „e“ gekennzeichnet. Das „e“ steht für das englische „estimated“, was „geschätzt“ bedeutet. Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass die Schätzungen ziemlich ungenau und zudem oft zu optimistisch sind. Analysten neigen dazu, die künftigen Gewinne tendenziell zu hoch anzusetzen.

Die Folge davon ist, dass ein KGV, das auf Basis von Gewinnschätzungen berechnet wurde, in vielen Fällen niedriger ausfällt als ein KGV, das den letztbekannten Jahresgewinn berücksichtigt. Im Jahresverlauf korrigieren die Analysten ihre Prognosen dann häufig nach unten, wodurch sich auch das KGV entsprechend verändert.

Ein weiteres Problem ist, dass das klassische Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis eines Jahres berechnet wird. Dadurch entstehen aber zyklische Verzerrungen. Denn in Zeiten, in denen das Unternehmen hohe Gewinne erzielt, fällt die Bewertung seiner Aktien eher günstig aus. Im Unterschied dazu werden die Aktien in den Phasen, in denen die Gewinne niedriger ausfallen, eher teuer bewertet.

 

Das Shiller-KGV

Eine andere wichtige Kennzahl ist das Shiller-KGV. Es wird auch als Cape-Ratio oder Shiller-P/E bezeichnet. Entwickelt wurde diese Kennzahl vom Ökonom und Träger des Wirtschaftsnobelpreises Robert Shiller. Anders als das klassische KGV berücksichtigt das Shiller-KGV nicht nur den Unternehmensgewinn eines Jahres, sondern rechnet mit den Durchschnittsgewinnen der vergangenen zehn Jahre.

Dieser vergleichsweise lange Zeitraum sorgt dafür, dass zyklische Ausschläge weit weniger ins Gewicht fallen. Viele professionelle Investoren orientierten sich daher an dieser Kennzahl. Und auch für private Anleger und hier insbesondere für diejenigen, die auf eine langfristige Anlagestrategie setzen, ist das Shiller-KGV eine hilfreiche Größe, um den Markt zu beurteilen.

 

Das Zinsniveau

Die Gewinne des Unternehmens und die Entwicklung der Kurse beeinflussen die Bewertung von Aktien. Gleiches gilt aber auch für das Zinsniveau. Allerdings wird das Zinsniveau weder vom klassischen KGV noch vom Shiller-KGV beachtet. In der Vergangenheit war das klassische KGV eher höher, wenn die Zinsen niedrig waren, und umgekehrt tendenziell niedriger, wenn die Zinsen stiegen.

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Das dürfte sich unter anderem damit begründen, dass Aktien zunehmend attraktiv werden, wenn es für festverzinsliche Wertpapiere wie beispielsweise Anleihen kaum noch Zinsen gibt. Anleger scheinen dann eher bereit zu sein, auch in teurere Aktien zu investieren. Das Ergebnis sind Bewertungen, die steigen.

Rechnerisch setzt die Rendite den Jahresgewinn eines Unternehmens ins Verhältnis zum Aktienkurs. Liegt das KGV beispielsweise bei 20, beläuft sich die Aktienrendite auf 5 Prozent. Bei einem KGV von 15, beträgt die Rendite 6,7 Prozent und bei einem KGV sind es 10 Prozent.

Wenn Anleger das Kurs-Gewinn-Verhältnis betrachten, sollten sie immer auch einen Blick auf das aktuelle Zinsniveau werfen. Denn möglicherweise erscheint eine Bewertung, die zunächst niedrig oder hoch wirkt, dann in einem anderen Licht.

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Armin Stolz, - Finanzberater, Siegmund Taubel, - Investmentbanker, Marina Mekovic, - Aktienanalystin, Isabella Dorant (E-Book Autorin), sowie Christian & Ferya Gülcan , Unternehmer/in, Gründer, VC-, Immobilien- und Kryptoinvestoren, sowie Redakteure und Betreiber dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, geben Tipps und Ratgeber zu Geldanlagen, Investments und allgemeinen Finanzthemen. Die Inhalte des Informationsangebots, stellen keine Finanzberatung oder Anlageberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine persönliche Beratung mit einen Finanzberater oder Steuerberater.

Ein Gedanke zu „Die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien, Teil 1“

  1. Mein Großvater hat mir gestern mal wieder geraten ich solle doch endlich in Aktien investieren und diesmal hat er es geschafft, dass ich es mir tatsächlich vornehme. Vielleicht liegt es auch daran, dass er mir sein immenses Portfolio gezeigt hat, mit dem er nicht wenig im Jahr verdient… 🙂

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