Das eigene Risikoprofil bestimmen, 2. Teil
Im Zusammenhang mit Geldanlagen ist neben den Renditechancen immer auch von möglichen Risiken die Rede.
Doch was heißt das für den Anleger?
Es gibt Anlageprodukte, die als sicher gelten. Ihnen stehen Investments gegenüber, die als risikoreich bezeichnet werden.
Einige Geldanlagen versprechen hohe Renditechancen, mit anderen Geldanlagen lassen sich kaum Gewinne erwirtschaften. Und eine Faustregel besagt, dass die Renditechancen mit dem Risiko steigen. Je risikoreicher Geldanlagen sind, desto höher sind also die möglichen Renditen. Andersherum geht ein Plus an Sicherheit mit schlechteren Gewinnaussichten einher.
Mit welcher Anlagestrategie der Anleger am besten fährt, welche Anlageprodukte für ihn optimal sind und wie er die Anlagen in seinem Portfolio gewichten sollte, hängt von seinen persönlichen Voraussetzungen ab. Ein entscheidender Faktor an diesem Punkt ist das Risikoprofil. Das Risikoprofil beschreibt, wie viel Risiko für den Anleger sinnvoll ist.
In einem zweiteiligen Ratgeber erklären wir, wie der Anleger das eigene Risikoprofil bestimmen kann. Dies erfolgt in drei Schritten. Der erste Schritt besteht darin, die Risikotoleranz zu definieren. Die Risikotoleranz legt fest, wie viel Risiko der Anleger eingehen und in welcher Höhe er mögliche Verluste aus wirtschaftlicher Sicht verkraften kann. Diesen ersten Schritt bei der Bestimmung des Risikoprofils haben wir im 1. Teil ausführlich erläutert.
Jetzt, im 2. Teil, geht es mit den nächsten Schritten weiter:
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Inhalt
Schritt: die Risikobereitschaft festlegen
Während die Risikotoleranz bestimmt, wie viel Risiko sich der Anleger bei seinen Geldanlageprodukten leisten kann, definiert die Risikobereitschaft, wie viel Risiko er eingehen möchte. Die Entscheidung darüber, wie hoch das Risiko sein darf, das der Anleger bei seinen Geldanlagen in Kauf nimmt, sollte er grundsätzlich immer selbst treffen. Ratschläge und erklärende Beratungen sind zwar schön und gut. Aber weil der Anleger derjenige ist, der das Risiko eingeht, sollte er eben auch derjenige sein, der bestimmt, wie hoch dieses Risiko höchstens sein darf.
In der Praxis neigen viele Privatanleger allerdings zu einer Risikobereitschaft, die niedriger ist, als sie sein müsste. In der Folge werden die Ersparnisse dann beispielsweise auf ein Tagesgeldkonto oder ein Sparbuch eingezahlt. Denn andere Anlagen, die wie Aktien oder Fonds höhere Renditen in Aussicht stellen, werden als unsicher oder gar gefährlich eingestuft.
Einer der Hauptgründe hierfür wiederum ist, dass viele Privatanleger mit solchen Anlagen nicht vertraut sind oder befürchten, mit komplexen Anlageprodukten konfrontiert zu werden, die sie nicht verstehen. Oder dass sie sich für eine Geldanlage entscheiden, die sie ständig im Blick behalten und bei der sie je nach Entwicklung eingreifen müssen.
Hinzu kommt, dass Meldungen über hohe Kursverluste an den Börsen oder drohende Wirtschafts- und Finanzkrisen für zusätzliche Verunsicherung sorgen. Dass sich selbst abgestürzte Kurse in aller Regel irgendwann wieder erholen und Aktienindizes auf lange Sicht gesehen eher Wertsteigerungen als Wertverluste verzeichnen, wird dabei bestenfalls als Randnotiz zur Kenntnis genommen.
Wenn es darum geht, die eigene Risikobereitschaft festzulegen, sollte der Anleger also für sich beantworten:
- Bin ich grundsätzlich bereit, zugunsten einer höheren Rendite das Risiko möglicher Verluste in Kauf zu nehmen?
- In welcher Höhe könnte ich zwischenzeitliche Verluste ertragen?
- Kann und möchte ich Verluste verkraften, falls sich die Renditeversprechen doch nicht erfüllen?
Wie bei der Risikotoleranz sollte der Anleger auch bei der Einschätzung seiner Risikobereitschaft mit einer Skala arbeiten. Dabei kann er seine Risikobereitschaft in niedrig, mittel oder hoch einstufen oder einer Zwischenstufe zuordnen.
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Schritt: das Risikoprofil bestimmen
Im dritten und letzten Schritt gilt es, die Risikotoleranz und die Risikobereitschaft zusammenzuführen. Dazu werden die beiden Einzelergebnisse gegenübergestellt. Das eigene Risikoprofil entspricht dann dem jeweils niedrigeren Wert. Hat der Anleger seine Einstufungen anhand einer dreistufigen Skala vorgenommen, ergibt sich also folgendes Risikoprofil:
1. Schritt: Risikotoleranz | 2. Schritt: Risikobereitschaft | 3. Schritt: Risikoprofil |
niedrig | niedrig | geringes Risiko |
niedrig | mittel | geringes Risiko |
niedrig | hoch | geringes Risiko |
mittel | niedrig | geringes Risiko |
mittel | mittel | mittleres Risiko |
mittel | hoch | mittleres Risiko |
hoch | niedrig | geringes Risiko |
hoch | mittel | mittleres Risiko |
hoch | hoch | hohes Risiko |
Umfasst die eigene Skala mehr Abstufungen, bleibt das Prinzip gleich. Auch hier bestimmt der niedrigere Wert über das Risikoprofil. Hat der Anleger beispielsweise eine sehr hohe Risikobereitschaft, ist seine Risikotoleranz aber nur mittel, ergibt sich für ihn insgesamt ein Profil mit mittlerem Risiko.
Die Auswahl geeigneter Anlageprodukte
Das ermittelte Risikoprofil schafft einen guten Ausgangspunkt für die Auswahl geeigneter Anlageprodukte. Je nach Risikoprofil lassen sich die Eckdaten für die Anlagestrategie dabei wie folgt zusammenfassen:
Risikoprofil | geringes Risiko | mittleres Risiko | hohes Risiko |
vorrangiges Anlageziel | Sicherheit | Sicherheit und Rendite | Rendite |
geeigneter Anlagezeitraum | kurzfristig
(bis 5 Jahre) |
mittelfristig
(bis 10 Jahre) |
langfristig
(über 10 Jahre) |
Anlagestrategie | konservativ | ausgewogen | langfristig |
Bei einer konservativen Anlagestrategie mit kurzfristigem Anlagehorizont, die die Sicherheit in den Vordergrund stellt, könnte das Kapital beispielsweise je zur Hälfte als Tagesgeld und als Festgeld angelegt werden. Durch diese Anlageprodukte kann der Anleger zwar keine allzu hohe Rendite erwirtschaften. Dafür ist sein Geld aber sicher angelegt und durch den Tagesgeldanteil bei Bedarf jederzeit verfügbar.
Ist der Anleger bereit, etwas mehr Risiko einzugehen, könnte er die Anteile an Tagesgeld und Festgeld in seinem Portfolio auf jeweils 30 Prozent senken und die übrigen 40 Prozent in einen Aktienfonds investieren. Dadurch steigt das Risiko, gleichzeitig aber auch die mögliche Rendite. Scheut der Anleger das Risiko nicht, könnte er beispielsweise drei Viertel seines Anlagekapitals in einem Aktienfonds und die übrigen 25 Prozent als Tagesgeld anlegen.
Natürlich sind das nur ein paar Beispiele. Aus welchen Anlageprodukten der Anleger sein Portfolio zusammenstellt und wie er die Anteile gewichtet, entscheidet er selbst. Wichtig ist nur, dass er sich bewusst macht, wie viel Risiko er eingehen kann und will.
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Thema: Das eigene Risikoprofil bestimmen, 2. Teil
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