Für wen eignet sich ein Robo-Advisor? Teil I
Ein Robo-Advisor ist ein digitaler Anlageberater und -manager. Die Anbieter versprechen, dass du auf diese Weise dein Kapital kostengünstig nach festen Regeln anlegen kannst. Der digitale Anlageassistent optimiert deine Geldanlage, ohne dass du dich um etwas kümmern musst. Doch stimmt das? Wie funktioniert ein Robo-Advisor? Für wen eignet er sich? Und worauf solltest du achten?
In einem zweiteiligen Beitrag erklären wir alles Wichtige rund um Robo-Advisors!:
Inhalt
Wie arbeitet ein Robo-Advisor?
Im Rahmen eines umfangreichen Services kümmert sich ein Robo-Advisor um deine Geldanlage. Er fragt deine Risikobereitschaft ab, schlägt dazu passende Anlageprodukte vor und setzt deine Investmentauswahl anschließend technisch um.
Die Bezeichnung Robo-Advisor schließt zum einen die digitale Komponente, also eine Art Roboter, ein. Zum anderen steht Advisor für Ratgeber oder Betreuer. Ein Robo-Advisor ist demnach ein digitaler Anlagehelfer.
Als solcher arbeitet der Robo-Advisor wie folgt:
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Bestimmung deiner Risikobereitschaft
Zunächst füllst du einen Fragebogen aus. Darin machst du unter anderem Angaben zu deinem Vermögen, deinen Anlagezielen und deinen bevorzugten Anlageprodukten.
Außerdem gibst du an, welche zwischenzeitlichen Verluste du in Kauf nehmen würdest, wenn zum Beispiel die Börsen einbrechen.
Üblicherweise erstreckt sich der Fragebogen über mehrere Seiten. Auf Basis deiner Angaben bestimmt der Robo-Advisor deinen Risikotyp.
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Auswahl der Anlageklassen
Passend zu deinem Risikotyp stellt der Robo-Advisor die Anlageklassen zusammen, in die dein Anlagekapital investiert werden soll. Bei den Anlageklassen kann es sich zum Beispiel um Aktien oder Anleihen, aber auch Rohstoffe oder Immobilien handeln.
Die Auswahl basiert oft auf den Regeln der Kapitalmarkttheorie. Bist du bereit, höhere Verlustrisiken in Kauf zu nehmen, schlägt dir der Robo-Advisor in aller Regel ein Portfolio vor, das überwiegend Aktienfonds enthält.
Willst du weniger Risiken eingehen, fügt der Robo-Advisor mehr Anleihen hinzu. Anleihen sind weniger anfällig für Schwankungen, bringen aber auch weniger Rendite als Aktien.
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Technische Umsetzung des Portfolios
Bist du mit der Verteilung deines Kapitals auf die vorgeschlagenen Anlageklassen einverstanden, kümmert sich der Robo-Advisor um die technische Umsetzung.
Dazu eröffnet er ein Depot für dich, wählt günstige Aktienfonds aus und kauft und verkauft diese. Meistens setzt er dabei auf ETFs, also Fonds, die Indizes von Aktien und Anleihen abbilden.
Kostenpflichtiger Service
Vor allem die ETFs, in die die meisten Robo-Advisors investieren, sind kostengünstig. Ihre Verwaltungsgebühr liegt bei etwa 0,3 Prozent pro Jahr.
Dafür, dass sich der Robo-Advisor um deine Geldanlage kümmert, kommen aber Gebühren dazu. Je nach Anbieter werden für den Service ab knapp 0,5 bis über 1 Prozent der Anlagesumme jährlich fällig.
In welchen Varianten gibt es Robo-Advisors?
Steht das Ausgangsportfolio fest, ergibt sich ein großer Unterschied zwischen den Robo-Advisors daraus, wie sie die Geldanlage verwalten.
Verfolgt der Robo-Advisor einen aktiven Ansatz, verteilt er das Anlagekapital fortlaufend zwischen Fonds um, abgestimmt darauf, was sich an den Börsen tut. Das Ziel dabei ist meist, dass Verluste, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten werden, unter einem bestimmten Wert bleiben.
Für diese Anlagestrategie sind aber Simulationen notwendig, die eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen und diverse Annahmen zu Verlustrisiken und geeigneten Gegenmaßnahmen abwägen.
Einige Anbieter stützen sich dabei auch auf die Annahmen ihrer hauseigenen Analysten.
Ein passiver Ansatz zielt darauf ab, die Verteilung des Anlagekapitals, die du anfangs festgelegt hast, beizubehalten. Dazu schichtet der Robo-Advisor die Vermögenswerte im Jahresverlauf nur wenige Male um, um so die ursprüngliche Gewichtung der Anlageklassen wiederherzustellen.
Im Fachjargon wird das als Rebalancing bezeichnet:
Simulationen, die von Annahmen zu Verlustrisiken und Renditeverteilungen ausgehen, gibt es bei diesem Ansatz nicht, und auch die Einschätzungen von Analysten werden nicht berücksichtigt.
Eine dritte Variante ist ein Robo-Advisor ohne Risikoeinstufung. Strenggenommen handelt es sich nicht um einen digitalen Anlagehelfer, weil dein Risikotyp nicht bestimmt wird.
Stattdessen ist es eher ein Angebot, wenn du Erfahrung bei der Geldanlage hast, deine Risikobereitschaft selbst gut einschätzen kannst und es dir nur darum geht, die technische Umsetzung und die Verwaltung deiner Geldanlage abzugeben.
Dazu kannst du aus mehreren vorgefertigten Portfolios mit unterschiedlich gewichteten Aktien- und Anleiheanteilen auswählen. Der Robo-Advisor folgt anschließend einem passiven Ansatz.
Kein Schutz vor Verlusten
Obwohl der Robo-Advisor Wertpapiere für dich kauft und verkauft, schützt er dich nicht vor Kursverlusten und anderen Anlagerisiken.
Fallen zum Beispiel die Börsenkurse oder ziehen die Zinsen kräftig an, machen sich solche Änderungen auch bei den Aktien und Anleihen bemerkbar, die du in deinem Depot hast.
Je nachdem, welche Schwerpunkte dein Anlagemodell hat, kann die Wertentwicklung vorübergehend auch ganz anders aussehen, als wenn du dein Kapital in Eigenregie auf Fonds, ETFs sowie Tages- und Festgeld aufgeteilt hättest.
Allerdings haftet der Anbieter dafür, dass die vorgeschlagenen Wertpapiere zu deinen individuellen Verhältnissen und Anlagezielen passen. Das aber immer unter der Voraussetzung, dass deine Angaben im Fragebogen richtig und vollständig waren.
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Thema: Für wen eignet sich ein Robo-Advisor? Teil I
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