Der MSCI World schwächelt: Was das für Anleger bedeutet
Für Anleger galt er lange Zeit als optimale Lösung: Weil der Index MSCI World praktisch die gesamte Börsenwelt abbildet, schien er die ideale Grundlage für eine Geldanlage mit ETFs zu sein. Tatsächlich bescherte er Anlegern auch über weite Strecken solide Renditen. Doch in jüngerer Vergangenheit ist der Blick ins Depot wenig erfreulich. Verzeichnete der MSCI World Mitte Februar noch ein Rekordhoch, verlor er zwischenzeitlich fast zehn Prozent.
Seit Jahresbeginn hinkt der Weltindex dem deutschen DAX außerdem deutlich hinterher. Doch was bedeutet es für Anleger, wenn der MSCI World derart schwächelt?:
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Keine voreiligen Schlüsse
Finanzexperten sehen weder einen Grund zur Panik noch halten sie es für sinnvoll, übereilt Wechsel vorzunehmen. Tatsächlich blicken sie skeptisch auf den Anstieg des DAX und warnen vor möglichen Enttäuschungen.
Sie raten eher dazu, die Schwächen des MSCI World auszugleichen, indem sich Anleger selbst ein globales Portfolio aus mehreren ETFs zusammenstellen.
Hintergrund für diesen Ratschlag ist, dass der MSCI World gar kein echter Weltindex mehr ist. In der Theorie verspricht er zwar eine breite Streuung, weil er die Entwicklung von rund 1.500 Aktien aus 23 Staaten abbildet.
Doch weil die Unternehmen nach ihrem Börsenwert gewichtet sind, dominiert in Wirklichkeit eine kleine Auswahl den Index.
Dabei haben sich die US-Börsen im weltweiten Vergleich einen so großen Vorsprung verschafft, dass der MSCI World inzwischen zu rund 70 Prozent die Entwicklung US-amerikanischer Aktien nachzeichnet.
Von den Mag7 zu den Lag7
Sogar der US-Anteil im MSCI World ist von einigen wenigen, enorm wertvollen Konzernen geprägt. So machen allein die sogenannten Magnificent Seven oder kurz Mag7 (die glorreichen Sieben), zu denen unter anderem Apple und Amazon zählen, über 20 Prozent des ganzen Index aus.
Über einen langen Zeitraum hinweg haben Anleger davon profitiert, weil diese Aktien einen überdurchschnittlichen Wertzuwachs verzeichneten. Doch jetzt haben sie sich in die Lag7 und damit in die Sieben, die hinterherhinken, verwandelt.
Die Ursache dafür ist die Unberechenbarkeit von US-Präsident Trump, wenn es um Zölle, die Außenpolitik und andere Fragen geht. Grundsätzlich war die Trump-Agenda keine Überraschung.
Es ist aber der ständige Zickzackkurs, der Unsicherheiten schürt.
Aus diesem Grund wachsen an der US-Börse die Sorgen vor einer Rezession. Die Folge davon ist, dass die teils sehr hohen Bewertungen nach unten korrigiert werden, was sich dann auch auf den MSCI World auswirkt.
Breite Streuung durch mehrere ETFs
Die Korrektur der US-Aktien erfolgte auf einem nach wie vor hohen Niveau und zuletzt gab es sogar eine leichte Erholung. Trotzdem raten Finanzexperten davon ab, sich allein auf den MSCI World zu verlassen.
Mittlerweile gibt es eine große Vielfalt an ETFs. Anders als bei traditionellen Fonds gibt es dabei keinen Fondsmanager, der die Wertpapiere passend zur Anlagestrategie auswählt.
Stattdessen ergibt sich die Zusammensetzung aus dem Index, der zuvor festgelegt wurde.
Bildet zum Beispiel der DAX die Grundlage, enthält der Fonds die 40 größten deutschen Aktien. Ihre Gewichtung stimmt mit dem DAX überein. Auf diese Weise sind sowohl der Aufwand als auch die Gebühren bei einem ETF vergleichsweise gering.
Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, ist mit einer Kombination aus mehreren ETFs gut beraten. Um den US-Markt abzudecken, bietet sich zum Beispiel ein Fonds auf den S&P 500 an.
Er ist neben dem Dow Jones der wichtigste US-amerikanische Aktienindex und enthält auch die großen Technologiewerte. Ein Pendant für den europäischen Markt wäre der Eurostoxx. Sollen auch Aktien aus Großbritannien und der Schweiz dabei sein, kommt der Stoxx 600 infrage.
Komplett wird das Portfolio durch einen Fonds auf einen Index wie den MSCI Emerging Markets, der die Schwellenländer einbezieht. Durch eine solche Zusammenstellung ist das Portfolio deutlich breiter gestreut als allein durch den MSCI World.
Volatiler Markt
Obwohl die deutsche Börse weiter im Aufwind ist, erhöht sich das Risiko. Nach den gängigen Kriterien wie dem Verhältnis zwischen Kurs und Gewinn waren deutsche Aktien noch zu Jahresbeginn 2025 vergleichsweise günstig.
Inzwischen hat sich das aber geändert. So übersteigen viele Bewertungen im DAX den historischen Durchschnitt deutlich. Ein überdurchschnittliches Wachstum der Gewinne wie in den USA gibt es allerdings nicht.
Der Anstieg der Kurse geht auf die geplanten Ausgaben der neuen Bundesregierung zurück. Die Aussicht auf Milliardenpakete lässt nicht nur die Kurse von Rüstungsaktien nach oben klettern.
Vielmehr hofft die Wirtschaft in ganz Europa auf eine Belebung. Ob sich diese Hoffnungen bewahrheiten und wer am Ende die Gewinner sein werden, muss aber die Zukunft erst noch zeigen.
US-Analysten vermuten, dass europäische Aktienkurse in den kommenden zwölf Monaten im Schnitt um sieben Prozent steigen könnten.
Deutsche Analysten schreiben den europäischen Aktienindizes durch die angekündigten Ausgabeprogramme das Potenzial für einen zusätzlichen und nachhaltigen Aufwärtstrend zu. Neben neuen Rekordhochs sehen sie aber auch eine ausgeprägte Volatilität.
Tatsächlich hat die Volatilität, also die Schwankungsbreite der Aktienkurse, in den vergangenen Wochen spürbar zugenommen. Die beiden Hauptgründe dafür waren die schlingernde US-Politik und die doch eher überraschende Entscheidung zur Schuldenbremse in Deutschland.
Zwar wird der Markt schwankungsintensiv bleiben. Aber in den vergangenen Jahren haben die Börsen eine erstaunlich robuste Entwicklung hingelegt. Insofern ist die jetzige Situation im historischen Vergleich eigentlich ein ganz normaler Zustand.
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Thema: Der MSCI World schwächelt: Was das für Anleger bedeutet
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