Worauf kommt es bei der Auswahl eines ETFs an? 1. Teil
ETFs werden regelmäßig als Anlageprodukte empfohlen. Doch wer in einen ETF investieren möchte, sollte ein paar Punkte beachten. Denn längst nicht jeder ETF, der in Aktien anlegt, eignet sich tatsächlich für den Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge. Nur: Worauf kommt es bei der Auswahl eines ETFs an? In einem zweiteiligen Beitrag beleuchten wir die wichtigsten Kriterien!
Der abgebildete Index
ETFs gehören grundsätzlich in die Gruppe der Investmentfonds. Allerdings weisen sie zwei Besonderheiten auf. Die erste Besonderheit ist, dass sie an der Börse gehandelt werden.
Daher kommt auch ihr Name, denn ETF steht für Exchange Trades Fund, was übersetzt „börsengehandelter Fonds“ bedeutet.
Im Vergleich zu Fonds, die nicht an der Börse gehandelt werden, haben börsengehandelte Fonds den großen Pluspunkt, dass sie kostengünstiger sind. Das liegt daran, dass der sogenannte Ausgabeaufschlag entfällt.
Die zweite Besonderheit ist die Anlagestrategie. Diese besteht darin, die Wertentwicklung eines bestimmten Index nachzubilden. Auch das bringt Kostenvorteile mit sich, weil die jährlichen Verwaltungskosten nicht so hoch sind wie bei anderen Fonds.
Allerdings gibt es eine Vielzahl an Indizes, die für eine langfristige Anlagestrategie ungeeignet sind. So enthalten einige Indizes nur wenige Aktien, was mit einem entsprechend hohen Risiko einhergeht.
Andere Indizes hingegen werden nach komplexen, teils schwer nachvollziehbaren Kriterien berechnet. Das betrifft vor allem die sogenannten Branchen-, Strategie- oder Faktor-Indizes.
Diese versuchen zum Beispiel, Aktien von besonders wachstumsstarken Unternehmen einer Branche oder mit besonders hoher Ausschüttung von Dividenden in einem Index zu bündeln.
Bei einem ETF, der den Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge zum Ziel hat, kommt es aber gerade auf eine möglichst breite Streuung über einen passenden Index an. Denn je breiter die Streuung ist, desto geringer ist das Risiko.
Gut geeignet sind insofern ETFs, die diese Indizes nachbauen:
Der MSCI All Country IMI Index bildet rund 8.800 Aktien ab und bietet dadurch die breiteste Risikostreuung.
Im FTSE All World Index sind rund 4.200 Aktien enthalten, im Solactive GBS Global Markets Large Mid Cap Index sind es rund 3.500 Aktien und im MSCI All Country World Index rund 2.700 Aktien. Auch diese Indizes bieten eine sehr breite Streuung, lassen kleinere Unternehmen aber außen vor.
Mehr als 2.000 Aktien enthält der FTSE Developed Index und rund 1.400 Aktien der MSCI World. Hier sind aber keine Schwellenländer dabei.
Diese Indizes möchten die Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte abbilden. Dadurch ist das Risiko ausreichend breit gestreut.
Wer möchte, kann sich aber auch ein eigenes Welt-Portfolio zusammenstellen und dazu ETFs auf mehrere Indizes der großen Anlageregionen miteinander kombinieren.
In diesem Fall bieten sich folgende Indizes an:
- Stoxx Europe 600, MSCI Europe und FTSE Developed Europe für Europa
- S&P 500, MSCI USA und MSCI North America für Nordamerika
- MSCI Emerging Markets für die Schwellenländer
Für diese Indizes gibt es ETFs von unterschiedlichen Anbietern. Ihre Bezeichnungen setzen sich in aller Regel aus dem Namen des Index, dem Namen des Herausgebers und einer Abkürzung zusammen.
Die Abkürzung verweist auf die Verwendung der Erträge. So steht ACC (accumulating) zum Beispiel dafür, dass die Erträge angesammelt und reinvestiert werden, während DIS (distributing) besagt, dass die Erträge ausgeschüttet werden.
Für ETFs, die anstelle von Aktien in Anleihen investieren, stehen ebenfalls zahlreiche Indizes zur Auswahl. Auch hier sollte der Anleger aber genau prüfen, was ein Index enthält, und auf eine möglichst breite Streuung setzen.
Die Kosten
Weil ETFs über den Börsenhandel gekauft werden, muss der Anleger eine Wertpapierorder erteilen. Die Kosten dafür fallen einmalig an und belaufen sich je nach Broker oder Direktbank auf 0 bis 1 Prozent der Anlagesumme.
Im Unterschied dazu ist bei aktiv verwalteten Fonds ein Ausgabeaufschlag von 5 Prozent üblich.
Auch die laufenden Kosten sind bei ETFs geringer. Während aktiv gemanagte Aktienfonds im Durchschnitt eine Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent pro Jahr in Rechnung stellen, sind es bei ETFs kaum mehr als 0,2 Prozent.
Die Wertpapiere, die im ETF enthalten sind, werden außerdem seltener ge- und verkauft als bei einer aktiven Anlagestrategie. Dadurch sind auch die Transaktionskosten wesentlich niedriger.
Die Verwendung der Erträge
Bei Aktien-ETFs entstehen laufende Kapitalerträge durch die regelmäßigen Dividendenzahlungen der Unternehmen im Fondsvermögen. Bei Renten-ETFs hingegen handelt es sich bei den Kapitalerträgen um die Zinszahlungen der Herausgeber der Anleihen.
Wie andere Investmentfonds unterscheiden sich auch ETFs darin, wie sie Einnahmen verwenden. Dabei können ETFs die Erträge entweder ausschütten oder thesaurieren. Schütten ETFs die Einnahmen aus, geben sie die Dividenden oder Zinsen quartalsweise oder jährlich an die Anleger weiter.
Der jeweilige Betrag wird auf das Verrechnungskonto des Depots überwiesen und der Anleger kann entscheiden, ob er das Geld neu anlegt oder anderweitig nutzt. Gleichzeitig verringert sich der Anteilspreis des ETFs um den Betrag, der ausgeschüttet wurde.
Thesaurierende ETFs investieren die Erträge in den Kauf neuer Fondsanteile. Dadurch verbleibt das Geld im Fonds. Der Anleger muss sich so keine Gedanken über eine Wiederanlage machen, erzielt aber auch keine laufenden Einnahmen.
Aus steuerlicher Sicht gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs. Deshalb kann sich der Anleger hier aussuchen, was besser zu seinen Anlagezielen passt.
Möchte er langfristig Vermögen aufbauen, ist die Thesaurierung meist die bequemere Variante.
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