Was sind Sozialunternehmen?

Was sind Sozialunternehmen? 

Sie schaffen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, helfen benachteiligten Jugendlichen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt, unterstützen Strafgefangene bei der Resozialisierung oder geben Langzeitarbeitslosen eine echte Chance. Die Rede ist von Sozialunternehmen. 

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Ihre Arbeit ist geprägt vom Gedanken der sozialen Verantwortung. Sie sind Wirtschaftsunternehmen und wollen Geld verdienen, aber der Gewinn steht nicht an erster Stelle. Sie machen es sich vielmehr zur Aufgabe, unternehmerische Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden. 

Wie ist die Idee, Sozialunternehmen zu gründen, entstanden?

Sozialunternehmen setzen an den Punkten an, die die Gesellschaft vor soziale Probleme stellen. Dies können beispielsweise Armut, Analphabetismus oder auch verletzte Menschenrechte sein. Mit solchen Problemen sehen sich vor allem Entwicklungsländer konfrontiert und so sind die ersten Sozialunternehmen auch dort entstanden. Die Idee, Sozialunternehmen zu gründen, geht auf den Wirtschaftswissenschaftler Muhammed Yunnus zurück.

Mitte der 1970er-Jahre stellte er fest, dass die klassischen Wirtschaftskonzepte in seiner Heimat Bangladesch kaum funktionierten. Also entwickelte er ein neues Konzept: Menschen, die in Armut lebten, sollten einen Kleinkredit bekommen. Sicherheiten mussten dafür nicht hinterlegt werden und die Zinsen sollten möglichst klein und damit bezahlbar bleiben. Durch den Kleinkredit sollten die Menschen in der Lage sein, sich beispielsweise eine Nähmaschine, einen Backofen oder einen Stall für eine kleine Hühnerzucht zu kaufen.

So könnten die Menschen ein eigenes, kleines Geschäft gründen, mit dem sie ihr Einkommen erwirtschaften könnten. Für die Menschen wäre dies die Chance, sich eine Existenz aufzubauen und der bitteren Armut zu entkommen. Mit den Einnahmen wären sie außerdem in der Lage, die Kredite samt Zinsen zurückzuzahlen.

Um sein Konzept in die Tat umzusetzen, gründete Muhammed Yunnus die „Grameen Bank“, die seit den 1980er-Jahren Armen auf der ganzen Welt Kleindarlehen gewährt. Gleichzeitig legte der Wirtschaftswissenschaftler damit den Grundstein für das Modell Sozialunternehmen. 2006 wurde Muhammed Yunnus für seine Idee mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 

Was sind Sozialunternehmen konkret?

In modernen Industrienationen sind gesellschaftliche und soziale Probleme eher in Bereichen wie Arbeitslosigkeit, Migration, Bildung oder Umwelt angesiedelt. In den USA und in Großbritannien sind Sozialunternehmen schon länger ein fester Bestandteil des Wirtschaftssystems. In Deutschland bilden Sozialunternehmen einen recht jungen Wirtschaftszweig, der erst seit wenigen Jahren von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen wird.

Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass Themen wie die Wirtschaftskrise, Korruption, hochriskante Spekulationsgeschäfte oder Umweltverschmutzung das Bewusstsein für die Schattenseiten einer rein profitorientierten Vorgehensweise geschärft haben. Wie viele Sozialunternehmen es in Deutschland gibt, lässt sich letztlich derzeit kaum beziffern. Die wissenschaftliche Forschung hat erst begonnen und eine verbindliche Definition für Sozialunternehmen gibt es noch nicht. Einigkeit besteht darüber, dass es sich bei einem Sozialunternehmen um ein Wirtschaftsunternehmen handelt, das in unternehmerischer Manier mit allem, was dazugehört, agiert.

Darin unterscheidet sich das Sozialunternehmen von einem karitativ ausgerichteten Wohlfahrtsverband. Ein weiteres Merkmal ist, dass Sozialunternehmen den Großteil ihrer Einnahmen selbst erwirtschaften. Als Wirtschaftsunternehmen möchten und müssen Sozialunternehmen Geld verdienen. Allerdings wirtschaften sie nicht profitorientiert, sondern das Ziel ist, kostendeckend zu arbeiten. Erzielt ein Sozialunternehmen Gewinne, werden diese in aller Regel reinvestiert. Die meisten Sozialunternehmen suchen sich Nischen, die es ihnen ermöglichen, sich einen Markt aufzubauen.

Da sie dadurch keiner echten Wettbewerbssituation ausgesetzt sind, können sie auch als nicht-profitorientiertes Unternehmen überleben. Ein weiterer, entscheidender Punkt ist die Sichtweise von Sozialunternehmern. Sie werten Behinderungen, dunkle Flecken in der Vergangenheit, die Herkunft aus schwierigen Verhältnissen oder Schicksalsschläge nicht als Schwächen, sondern als die Besonderheiten, die diese Menschen ausmachen.

Die Besonderheiten sehen sie als Stärken und als das Potenzial, das genutzt werden kann, um Geld zu verdienen. Ihren Erfolg messen sie aber trotzdem nicht an den Umsätzen, sondern an dem Mehrwert, den sie den Mitarbeitern, der Gesellschaft und nicht zuletzt auch dem Staat bringen.  

Wie finanzieren sich Sozialunternehmen?

In der Anfangsphase sind Sozialunternehmen oft auf staatliche Hilfen, Kredite, von Sozialfonds bereitgestellte Anschubfinanzierungen, private Geldgeber und Spenden angewiesen. Damit kann die Zeit, bis sich die Sozialunternehmen alleine tragen, meist überbrückt werden.

Es gibt aber auch Sozialunternehmen, bei denen die Aussicht, sich irgendwann selbst finanzieren zu können, sehr gering ist. Dies gilt hauptsächlich für Projekte im Bereich Kriminalitätsprävention und Bildung. Mit der Resozialisierung von Jugendlichen, die straffällig geworden sind, oder aus der Idee, lernschwache Erwachsene für den Arbeitsmarkt zu schulen, lassen sich nun einmal nur bedingt lukrative Geschäftsmodelle aufbauen. Viele solcher Projekte bleiben deshalb auf die Unterstützung von Förderern angewiesen.

Investoren sind recht zaghaft, wenn es um die Zusammenarbeit mit Sozialunternehmen geht. Noch fehlen Erfahrungswerte und Forschungsergebnisse, die dabei helfen würden, die Chancen und die Risiken einzuschätzen. Außerdem werden in aller Regel keine Gewinnanteile ausgeschüttet. Erwirtschaftete Renditen werden stattdessen erneut in das Unternehmen investiert. Der Investor erhält meist nur das Kapital, das er eingebracht hat, irgendwann zurück. Insofern müsste ein Anleger, der sich an einem Sozialunternehmen beteiligen möchte, breit sein, den sozialen Gedanken ganz klar in den Vordergrund zu stellen.

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