Direktinvestitionen in das Ausland

Direktinvestitionen in das Ausland und ihre Auswirkungen 

Auch wenn Deutschland den Titel des Exportweltmeisters mittlerweile an China abgegeben hat, so zeigt der weltweite Vergleich, dass sich deutsche Unternehmen nach wie vor in überdurchschnittlich hohem Maße international engagieren.

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Neben den großen, international aufgestellten Unternehmen sind es vor allem die kleineren und mittelständischen Betriebe, die großes Engagement im Ausland zeigen. Zu den Hauptgründen gehören dabei die Absichten, bestehende Märkte zu sichern und neue Märkte zu erschließen.

Das Engagement im Ausland wird dabei durch eine Vielzahl unterschiedlicher Fördermittelprogramme unterstützt. Diese lassen sich, vereinfacht zusammengefasst, auf Bundesebene in zwei große Gruppen einteilen. Zum einen gibt es solche Fördermittelprogramme, durch die der deutsche Export gefördert wird, und zum anderen gibt es solche Fördermittelprogramme, die die Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland unterstützen. Nun stellt sich jedoch die Frage, wie sich Direktinvestitionen ins Ausland auswirken. 

Investieren multinational aufgestellte Unternehmen ins Ausland, kann dies indirekt zu positiven Wachstumseffekten in den Empfängerländern führen. Diese Wachstumseffekte, die Unternehmen vor Ort dann nutzen können, können über unterschiedliche Kanäle erreicht werden.

Im Wesentlichen kann in diesem Zusammenhang zwischen vier Kanälen unterschieden werden, nämlich zwischen der Imitation, der Arbeitsmobilität, dem Wettbewerb und der Übertragung von Erfahrungen im Bereich Export:

1.       Imitation.

Die Produktivität im Empfängerland kann durch eine Imitation des ausländischen Unternehmens, das in das lokale Unternehmen investiert, gesteigert werden.

Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn das lokale Unternehmen das ausländische Unternehmen in den Bereichen nachahmt, in denen das investierende Unternehmen durch effektivere und effizientere Abläufe, Strukturen und Prozesse produktiver arbeitet.

2.       Arbeitsmobilität.

Eine Direktinvestition ins Ausland hat zur Folge, dass im Empfängerland Mitarbeiter geschult und qualifiziert und neue Mitarbeiter ausgebildet werden.

Dadurch wird in dem Empfängerland sogenanntes Humankapital aufgebaut. Die Übertragung dieses Humankapitals an weitere Unternehmen vor Ort kann ebenfalls zu Wachstumseffekten führen.

3.       Wettbewerb.

Durch eine Direktinvestition und die damit verbundene Präsenz am lokalen Markt, erhöht sich der Wettbewerb und der Druck auf die einheimischen Unternehmen.

Damit diese am Markt bestehen können und es nicht dazu kommt, dass das ausländische Unternehmen eine uneinholbare Marktführerschaft übernimmt, sind die Unternehmen im Empfängerland darauf angewiesen, ihre Arbeitsprozesse und Strukturen zu optimieren und die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst optimal auszuschöpfen. Insofern bietet auch der Wettbewerb Wachstumschancen.

4.       Übertragung von Exporterfahrung.

Die Praxis zeigt, dass exportierende Unternehmen im Allgemeinen erfolgreicher und produktiver arbeiten als Unternehmen, die sich nicht am Exportgeschäft beteiligen. Wachstumseffekte können sich daraus ergeben, dass das lokale Unternehmen von den Erfahrungen  des investierenden Unternehmens im Bereich Export profitiert, beispielsweise indem es Vertriebsnetzwerke nutzt, auf das Wissen im Zusammenhang mit der Distributionspolitik zurückgreift oder Mittel, Maßnahmen und Strategien für den Vertrieb und den Export kopiert. 

Das Stichwort Spillovereffekt

Eine entscheidende Rolle im Hinblick auf die Wachstumschancen für die lokalen Märkte spielen die sogenannten vertikalen Zulieferbeziehungen. Ein Unternehmen, das in das Ausland investiert, benötigt in vielen Fällen Zulieferer vor Ort. In diesem Zusammenhang ist es wahrscheinlich, dass dieses Unternehmen Eigentumsvorteile auf die jeweiligen Zulieferer übertragen wird, um sicherzustellen, dass es auch tatsächlich mit den Produkten oder Leistungen beliefert wird, die es für die eigene Produktion benötigt.

Ein solches Szenario kann als vertikaler Spillovereffekt bezeichnet werden, der immer dann entsteht, wenn ein Unternehmen Eigentumsvorteile auf ein Unternehmen der vor- oder der nachgelagerten Industrie überträgt.

Führt ein Gerätehersteller beispielsweise eine Direktinvestition ins Ausland durch, kann er in diesem Zuge betriebliches Wissen an einen lokalen Kleinbauteilehersteller übertragen, der ihn dann mit den für die Produktion benötigten Kleinbauteilen beliefert. Setzt die Produktion der Kleinbauteile besondere oder innovative Fertigungsprozesse voraus, profitiert der Zulieferer zum einen von diesem Wissen und Können und kann sich durch diese Fähigkeit zum anderen Wettbewerbsvorteile und damit auch Wachstumschancen sichern.

Das Gegenstück dazu bilden horizontale Spillovereffekte.

Diese entstehen, wenn Eigentumsvorteile auf Unternehmen übertragen werden, die auf dem gleichen Sektor tätig sind. Dies wäre dann der Fall, wenn der Gerätehersteller aus dem oberen Beispiel Eigentumsvorteile auf einen einheimischen Gerätehersteller übertragen würde. Für den einheimischen Gerätehersteller würden sich dadurch Wettbewerbsvorteile und Wachstumschancen ergeben, weil er als einheimisches Unternehmen vor Ort höchstwahrscheinlich günstiger und effektiver produzieren kann als das ausländische Unternehmen.

Für das ausländische Unternehmen würde eine solche Investition jedoch bedeuten, dass es sich selbst einen Konkurrenten schafft.

Aus diesem Grund sind vertikale Spillovers in der Praxis eine absolute Ausnahme. Allerdings kann es auch bei vertikalen Spillovers zu einer indirekten Förderung der Konkurrenz kommen. Dies ist nämlich dann der Fall, wenn der Zulieferer, dem das ausländische Unternehmen Eigentumsvorteile übertragen hat, nicht nur dieses eine ausländische Unternehmen, sondern auch Wettbewerber beliefert.

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