Wichtige Tipps rund um Geldanlagen in Brexit-Zeiten
Der Stichtag für den Brexit rückt immer näher. Doch klare, verbindliche Regelungen für den Austritt der Briten aus der EU konnten noch immer nicht getroffen werden. Auf den Finanzmärkten und an den Börsen kann das kurzzeitig zu Turbulenzen führen. Trotzdem sollten sich Anleger nicht zu übereilten Handlungen verleiten lassen.
Wir geben wichtige Tipps rund um Geldanlagen in Brexit-Zeiten:
Inhalt
Der Hintergrund zum Brexit
Nachdem die Briten in einem Referendum mehrheitlich für den Austritt aus der EU gestimmt hatten, folgte im Frühjahr 2017 der formelle Antrag. Mit dem Antrag fiel der Startschuss für die Austrittsgespräche.
Da sie höchstens zwei Jahre dauern dürfen, müssen sie im März 2019 abgeschlossen sein. Im November 2018 hatten die Regierungschefs der EU-Länder ein Austrittsabkommen erarbeitet. Es sieht unter anderem eine Übergangsfrist bis Ende 2020 vor, die unter bestimmten Umständen um zwei weitere Jahre verlängert werden könnte. Während der Übergangsfrist würde Großbritannien weiterhin zum EU-Binnenmarkt und zur Europäischen Zollunion gehören.
Allerdings kann das Austrittsabkommen nur dann rechtsgültig werden, wenn es sowohl von der EU als auch vom britischen Parlament formell ratifiziert wird. Die Europäische Union hat das auf einem Sondergipfel noch im November 2018 getan.
Im britischen Parlament hingegen wurde im Januar 2019 über das Abkommen abgestimmt – und dabei lehnte die Mehrheit der Abgeordneten das Austrittsabkommen ab. Deshalb ist nach wie vor offen, wie der Brexit vonstatten gehen wird. Jedenfalls scheint es eher unwahrscheinlich, dass es bis zum 29. März 2019 noch gelingen wird, eine Einigung zu erzielen, die einen geregelten Austritt Großbritanniens ermöglicht.
Währungskurse können schwanken
Es kann durchaus sein, dass der Wechselkurs des britischen Pfunds als Folge des Brexits massiv schwankt.
Das könnte für deutsche Anleger und Verbraucher folgende Auswirkungen haben:
- Fällt der Wert des Pfunds gegenüber dem Euro, wird es kostengünstiger, in Großbritannien Waren oder Dienstleistungen zu kaufen oder dort Urlaub zu machen. Für deutsche Unternehmen wird der Export ihrer Produkte nach Großbritannien aber teuer. Andersherum führt eine Abwertung des Euro gegenüber dem Pfund dazu, dass Einkäufe, Urlaube und der Import von Waren aus Großbritannien teurer werden. Dafür profitiert der deutsche Export.
- Geldanlagen in Pfund können zeitweise stark schwanken und bei einem fallenden Kurs zu deutlichen Verlusten führen. Allerdings kann niemand vorhersagen, was die Zukunft bringen wird. Braucht der Anleger das Kapital nicht gleich, sollte er deshalb abwarten. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Turbulenzen oft recht schnell wieder legen.
- Darlehen in Pfund können mit Gewinnen einhergehen. Durch einen starken Euro werden die Kreditraten nämlich preiswerter.
Auch bei Währungen greift das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Haben weniger Haushalte, Unternehmen und Staaten Interesse an einer Währung, sinkt ihr Preis. So hat zum Beispiel im Jahr 2010 die Schuldenkrise in Griechenland dazu geführt, dass die Nachfrage nach dem Euro sank und der Euro infolgedessen gegenüber dem US-Dollar zeitweise um mehr als zehn Prozent an Wert verlor.
Bis im Sommer 2014 gab es dann wieder eine Aufwertung, danach folgte durch eine weitere Griechenland-Krise und die Politik der Europäischen Zentralbank erneut eine Abwertung. Dass Währungskurse auch in höheren Größenordnungen fallen und steigen, ist also nicht ungewöhnlich – und kein Grund zur Panik.
Die Einlagensicherung bleibt bestehen
Hat der Anleger sein Geld bei einer britischen Bank angelegt, ändert sich an der Einlagensicherung trotz Brexit nichts. Solange es von britischer Seite keine anderweitigen Regelungen gibt, bleibt der Anspruch nach europäischen Standards bestehen.
Das heißt konkret: Pro Anleger sind 75.000 Pfund abgesichert. Bei einem ungünstigen Wechselkurs kann das zwar nicht ganz an die 100.000 Euro heranreichen, die die EU als Absicherung vorgegeben hat. Für die meisten Sparer dürfte der Betrag aber trotzdem hoch genug sein.
Hinzu kommt, dass einige britische Banken zum Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes gehören. Diese freiwillige Sicherungseinrichtung schützt noch deutlich höhere Beträge, falls eine Bank pleite gehen sollte.
Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass Großbritannien nach dem Brexit andere Regeln einführt, die im Insolvenzfall einer Bank das Guthaben der Sparer schützen. Doch heute weiß niemand, ob es solche Pläne gibt und ob diese umgesetzt würden. Und selbst wenn: Die Einführung von neuen Sicherheitsregeln würde Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern. Der Anleger hätte also genug Zeit, um zu reagieren.
Ruhe bewahren
Stand heute ist nicht klar, wie der Brexit aussehen wird. Und wenn die Briten den Austritt aus der EU vollzogen haben, entsteht eine Situation, die es bisher noch nie gab. Deshalb kann niemand vorhersagen, welche Entwicklungen es in der Zukunft geben wird. Der Anleger sollte daher auch nicht auf irgendwelche vermeintlichen Geheimtipps vertrauen. Denn seriöse Prognosen sind schlicht unmöglich.
Die Aktienmärkte werden vermutlich mit starken Schwankungen reagieren. Gleiches gilt für die Währungskurse. Doch solche Reaktionen gab es auch schon, als die Entscheidung für den Brexit fiel. Und so wie die Schwankungen gekommen waren, so pendelten sich die Kurse auch wieder auf ihrem üblichen Niveau ein.
Insofern gibt es überhaupt keinen Grund, auf die Schnelle Aktien, Investmentfonds und andere Wertpapiere abzustoßen.
Vielmehr gelten auch in Brexit-Zeiten die Regeln, die immer gelten:
Der Anleger sollte in Ruhe prüfen, ob seine Anlagen noch zu seinen Zielen passen. Zudem sollte er sein Kapital auf mehrere Produkte verteilen, um so die Risiken zu minimieren. Ansonsten sollte er, wenn er das Geld im Moment nicht braucht, Geduld haben und die Entwicklungen in Ruhe abwarten.
Mehr Ratgeber, Investments, Tipps und Anleitungen:
- Infos und Tipps zu nachhaltigen Geldanlagen, Teil 2
- Infos und Tipps zu nachhaltigen Geldanlagen, Teil 1
- Investment-Immobilie als Altersvorsorge (für Unternehmer) – Infos und Tipps
- Gold verkaufen – Infos und Tipps, 2. Teil
- Gold verkaufen – Infos und Tipps, 1. Teil
- Die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien, Teil 3
- Die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien, Teil 2
- Die wichtigsten Kennzahlen rund um Aktien, Teil 1
Thema: Wichtige Tipps rund um Geldanlagen in Brexit-Zeiten
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns
- Ist die Marktwirtschaft überreguliert? Teil II - 15. Oktober 2024
- Ist die Marktwirtschaft überreguliert? Teil I - 17. September 2024
- Investmentmöglichkeiten im Bereich des Finanzierungskapitals - 16. August 2024