Die wichtigsten Fragen zu Decentralized Finance (DeFi), 3. Teil

Die wichtigsten Fragen zu Decentralized Finance (DeFi), 3. Teil

Das heutige Finanzsystem ist stark zentralisiert. Wenige Entscheider haben die Macht und können großen Einfluss darauf nehmen, wie stabil ganze Währungen sind. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war die Finanzkrise 2008. Einen ersten Schritt in Richtung Dezentralisierung gab es durch die Veröffentlichung des Bitcoins im Jahr 2009. Mit der Einführung von Ethereum nahmen dezentralisierte Finanzen dann so richtig Fahrt auf. Inzwischen sind die Decentralized Finance oder kurz DeFi ein riesiger Trend.

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Die wichtigsten Fragen zu Decentralized Finance (DeFi), 3. Teil

In einer Beitragsreihe schauen wir uns das System deshalb einmal genauer an. Dabei ging es im 1. Teil um die Definition, die Nutzbarkeit sowie die Vor- und Nachteile. Im 2. Teil haben wir gängige Anwendungen von DeFi benannt.

Hier ist der 3. und letzte Teil!:

Welche Chancen eröffnet DeFi?

Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten, die das traditionelle Banken- und Finanzwesen für viele Menschen früher und heute mit sich bringt, ist DeFi nicht nur eine wichtige, sondern letztlich eine unverzichtbare Weiterentwicklung.

Dabei spielen insbesondere die Chancen und Pluspunkte eine maßgebliche Rolle:

Zugriff auf Finanzdienste

Rund 1,7 Milliarden Menschen weltweit haben auch heute noch keinen Zugriff auf ein eigenes Bankkonto. Damit ist für sie auch die Nutzung von klassischen Finanzdiensten unmöglich. Bewohnern von Industrieländern ist diese Problematik oft nicht bewusst und für sie auch kaum vorstellbar. Für Menschen in Entwicklungsländern ist es jedoch Realität.

DeFi dezentralisiert die Finanzen. Dadurch kann auch diese neue Nutzergruppe auf Dienste aus dem Finanzwesen zugreifen.

Schnell und kostengünstig

Vor allem Überweisungen über Ländergrenzen hinweg sind umständlich und teuer. Außerdem dauert es in aller Regel mehrere Tage, bis eine Überweisung durchgeführt ist. Für Unternehmen, die auf internationaler Ebene agieren, ist dieser Umstand ärgerlich. DeFi ermöglicht, solche Transaktionen sowohl schneller als auch kostengünstiger abzuwickeln.

Ein anderer Aspekt ist, dass die Finanzdienste rund um die Uhr zur Verfügung stehen und ein gleichbleibendes Serviceniveau gewährleisten.

Denn im Unterschied zu einer normalen Bankfiliale kennt die Blockchain weder Öffnungszeiten noch Zeiten, in denen die Schalter mit Servicemitarbeitern besetzt sind.

Alternative

Ein von Facebook im Jahr 2016 in Auftrag gegebene Studie zeigte, dass über 90 Prozent der Generation Y, also die um die Jahrtausendwende herum Geborenen, das Vertrauen ins traditionelle Bankensystem fehlt.

Als Gründe dafür nannten die Studienteilnehmer die hohe Inflationsrate, die immer höheren Kosten für Bankleistungen und die ausgeprägte Zentralisierung der Macht auf einige wenige Marktteilnehmer.

DeFi hat damit das Potenzial, ein alternatives Banking bereitzustellen, dem insbesondere jüngere Nutzer vertrauen.

Welche Risiken existieren bei DeFi?

DeFi ist in der Lage, sowohl das Finanzwesen als auch viele Dienstleistungen, die mit dem Finanzmarkt zusammenhängen, nachhaltig zu verändern. Allerdings gibt es auch einige Risiken, die sich aus dem System heraus ergeben:

Blockchain

Die Grundlage einer DeFi Anwendung ist die Blockchain, so zum Beispiel Ethereum oder Tezos. In der Vergangenheit kam es schon mehrere Male zu Anstürmen auf das Netzwerk. Bei Ethereum führte das zu einer Verstopfung mit der Folge, dass die offenen Transaktionen nicht in den nächsten Block passen.

Aus diesem Grund wird die Wartezeit im Netzwerk zunehmend länger. Bei den beliebten Blockchain-Spielen zeigt sich dieses Phänomen sehr deutlich.

Bei DApps kann es aber gerade notwendig sein, dass Transaktionen innerhalb eines bestimmten Zeitfensters erfolgen. Über Ethereum kann dies zwar bewerkstelligt werden, allerdings muss dafür die Transaktionsgebühr erhöht werden.

Vor allem bei Anwendungen, die auf Mikrotransaktionen ausgerichtet sind, ist das ein massives Problem. Denn hohe Gebühren für Transaktionen haben direkten Einfluss auf die Nutzbarkeit.

Hohe Transaktionsgebühren verursachten auch während der Coronakrise im Jahr 2020 Fehlfunktionen in den DApps. Als unmittelbare Auswirkung ging die Nutzung der DeFi Services spürbar zurück. Dieses Problem soll aber weitgehend Geschichte sein, wenn das Update von Ethereum 2.0 die Skalierbarkeit verbessert.

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Liquidität

Für den Einsatz von DeFi eignen sich mehrere Blockchains. Dadurch gibt es auch verschiedene Kryptowährungen, die in DApps zur Anwendung kommen. ETH, DAI und LINK sind die beliebtesten davon.

Um diese Kryptowährungen zu kaufen und zu verkaufen, können die internen Reserven einer DApp oder die DEXes genutzt werden.

Allerdings besteht das systeminterne Risiko, dass die verfügbare Liquidität nicht ausreicht. Ist die Liquidität zu gering, können aber zum Beispiel Optionen nicht abgewickelt werden.

Technik

Ein Smart Contract basiert, vereinfacht erklärt, auf einer Aneinanderreihung von Wenn-Dann-Bedingungen. Solche Verkettungen können vergleichsweise einfach, aber genauso auch sehr komplex sein.

Die Praxis zeigt, dass die Anfälligkeit für Fehler umso höher ist, je komplexer ein Vertragskonstrukt ist.

Ein weiteres Risiko ergibt sich durch die Verkettung von DApps. Solche Verkettungen verschiedener Anwendungen machten sich in der Vergangenheit Hacker zunutze und verschafften sich auf diese Weise Zugriff. Fehlerhafte Programmierungen erhöhen das Risiko feindlicher Angriffe ebenfalls.

Vertrauenswürdigkeit

Nicht zuletzt sind auch die Entwickler und Administratoren von DApps ein Risikofaktor. Sie haben direkten Zugriff auf die Codes und können deshalb jederzeit Änderungen vornehmen.

Umso wichtiger ist, dass Entwickler und Administratoren einen vertrauenswürdigen Eindruck machen und den privaten Schlüssel von einem Smart Contract sicher aufbewahren.

Ein Fazit zu DeFi

Künftig kann DeFi etliche Probleme des klassischen Bank- und Finanzwesens lösen. Bis dorthin ist es aber noch ein weiter Weg, auf dem einige Hürden warten. Eine wesentliche Frage ist etwa die Regulierung von DeFi.

Die Finanzinstrumente als solche sollen zwar möglichst frei bleiben, aber die Regierungen möchten die Finanzwirtschaft stärker kontrollieren können.

Auch die Gebühren für anfängliche Einzahlungen und für Auszahlungen von Kryptowährungen sind recht hoch. Marktteilnehmer müssen das bei der Kalkulation eines Investments berücksichtigen. Aktuell zeigt sich außerdem, dass es DeFi Anwendungen an der vollständigen Dezentralisierung fehlt.

Viele etablierte Anwendungen wie Tether sind strenggenommen sogar zentralisiert. Damit ergibt sich aber ein Widerspruch zu der eigentlichen Idee.

Bislang ist DeFi vor allem für technik- und IT-affine Nutzer interessant. Damit das System den Weg in die breite Masse findet, braucht die Technologie noch weitere Entwicklungsschritte. Insbesondere die Skalierbarkeit der genutzten Blockchain spielt hier eine entscheidende Rolle.

Doch wenn die genannten Punkte gelöst werden können, ist durchaus möglich, dass Decentralized Finance zu einer wichtigen Säule in der modernen Finanzwelt wird.

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Armin Stolz, - Finanzberater, Siegmund Taubel, - Investmentbanker, Marina Mekovic, - Aktienanalystin, Isabella Dorant (E-Book Autorin), sowie Christian & Ferya Gülcan , Unternehmer/in, Gründer, VC-, Immobilien- und Kryptoinvestoren, sowie Redakteure und Betreiber dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, geben Tipps und Ratgeber zu Geldanlagen, Investments und allgemeinen Finanzthemen. Die Inhalte des Informationsangebots, stellen keine Finanzberatung oder Anlageberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine persönliche Beratung mit einen Finanzberater oder Steuerberater.

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